Papa Roach „The Connection“ / VÖ 28.09.2012

 

 

 

Kritiken über eine seiner Lieblingsbands zu schreiben, ist immer ein zweischneidiges Schwert: Natürlich möchte man seine Lieblinge nicht in ein schlechtes Licht rücken müssen, andererseits ist es aber auch so, dass die Erwartungshaltung überproportional hoch ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Mängel auch schon mal schwerer ins Gewicht fallen und man, wenn es ganz doof läuft, nicht bereit ist, etwaige Neuausrichtungen ohne murren abzunicken.

 

Nun also die Frage: Schaffen es Papa Roach zum wiederholten Male, das beängstigende Niveau der Vorgänger zu halten? Immerhin kamen die beiden letzten Alben mit Hits, und ausschließlich Hits um die Ecke, sodass man sich durchaus die Fragen stellen kann: Wann hört das auf, wann kommt der erste kleinere Einbruch? Mit „The Connection“ eher nicht, denn Papa Roach machen nicht den Fehler, zu versuchen einfach das zu kopieren, was auf den Vorgängern funktionierte, sondern das Quartett hat den Mut zu Ecken und Kanten und ist nicht gewillt seine Kreativität in Ketten zu legen. Sicher, Papa Roach klingen immer nach Papa Roach, aber eben auch immer wieder ein bisschen anders. Für das neue Album hat man sich keinen hoch dekorierten Starproduzenten gegönnt, sondern sich in die Obhut eines der ihren begeben. So ist es an James Michael (Sänger von Sixx A.M. – MR), das neue Gesicht der Modern Rocker ins rechte Licht zu rücken. Auffälligste Neuerung ist sicherlich, dass „The Connection“ mitunter überraschend offensiv auf elektronische Beats und Samples setzt. Das ist nach „Burn“ von „Time for Annihilation“ nicht völlig überraschend, in seiner konsequenten Umsetzung aber dennoch bemerkenswert. Besonders auffällig wird dies bei „Silence is the Enemy“ und „Won’t let up“. Auch beim Gesang trifft Bewährtes sowohl auf Altbekanntes als auch auf Weiterentwicklung. Frontmann Jacoby Shaddix, erst kürzlich von einem fiesen Knötchen auf den Stimmbändern erlöst, kehrt vereinzelt nicht nur unerwarteterweise zum Sprechgesang des Debüts „Infest“ zurück (abermals „Won’t let up“, „Not that beautiful“), sondern er hat auch seine normale Gesangsstimme weiter verbessert und präsentiert sich deshalb stimmlich sicherer denn je. Davon profitiert die feine Rockballade „Leader of the Broken Hearts“ ebenso wie der Midtempo-Stampfer „Walking Dead“, was im Umkehrschluss nicht heißen soll, dass der Entertainer seiner bewährten Rockröhre abgeschworen hat. Entsprechend schnell werden die Fans typische Papa Roach-Ohrwürmer wie das überragende Highlight „Breathe you in“ mit einem seligen Lächeln in die Arme schließen.

 

In gewisser Weise ist „The Connection“ somit genau das Hybrid-Album aus alten Stärken und neuen Ansätzen geworden, von dem viele Bands im Bezug auf ihre aktuellen oder kommenden Scheiben gerne sprechen, damit aber nur in den seltensten Fällen der Nagel auch tatsächlich auf den Kopf treffen. Anders beim Sacramento-Vierer, der diese Platte gewissermaßen aus den Früchten seiner bisherigen Arbeit extrahiert zu haben scheint, was sich als perfekte Symbiose in der ersten Auskopplung „Still swingin“ darstellt, die alles, was oben beschrieben wurde in einem einzigen Song zusammenfasst, der außerdem noch mit einem unwiderstehlichen Chorus gesegnet ist. Aus diesem sehr breiten Rahmen fällt zu guter Letzt nur noch der Absacker „As far as I remember“, der wie eine Kombination aus Papa Roach und 30 Seconds to Mars anmutet. Mit Ausnahme des harten, aber irgendwie unspektakulären „Where did the Angels go“ freuen wir uns also über scheuklappenlose Modern Rock-Feinkost, die man sich gerne schmecken lässt und die in Sachen Hörspaß nach wie vor zum Besten gehört, was derzeit am Markt ist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de