Papa Roach "Face Everything And Rise" / VÖ 23.01.2015

 

 

 

"Hope for the Hopeless" lautet der Name eines der neuen Songs, der viel über die grundsätzliche Ausrichtung des siebten Papa Roach Albums verrät. Selbiges hat man "F.E.A.R.", also "Face Everything And Rise", getauft und zeigt sich über die komplette Dreiviertelstunde wild entschlossen den Silberstreifen am Horizont aufzuzeigen. Wer jetzt befürchtet, dass dabei ein plattes Schönwetteralbum auf die Fans wartet, sieht sich allerdings mächtig schief gewickelt.

 

Hoffnung lässt sich schließlich nur vermitteln, wenn man auch die Abgründe beleuchtet. Genau das passiert in einigen Songs, deren Texte einmal mehr dermaßen autobiografisch sind, dass die von Jacoby Shaddix an den Tag gelegte Ehrlichkeit regelrecht entwaffnend ist. So entwaffnend, dass er sich für den Text von "Gravity" sicherheitshalber erst einmal den Segen seiner Gattin eingeholt hat, denn der Sänger thematisiert darin die dunkelsten Stunden seine Ehe, die schon mehrfach haarscharf vor dem Aus stand. Nicht weniger mutig ist der Song selbst, der teilweise gerappt vorgetragen wird, was herausragend funktioniert und in dieser Form wohl nur möglich war, weil sich der Frontmann auf dem Vorgänger das nötige Selbstvertrauen für dieses Unterfangen besorgen konnte. Unter dem Strich ist dabei ein Bruder im Geiste von Eminems Hit "Love the Way you lie" entstanden, bei dem Maria Brink (In This Moment) den Part von DFB-Groupie Rihanna übernommen hat. Überragend! Mit derartigem Rückenwind hat man sich direkt noch ein zweites Rap-Intermezzo erlaubt, diesmal jedoch von Gast Royce da 5'99'', der den rassigen, mit einem fetzigen Beat versehenen Brecher "Warriors" mit einem kurzen Stelldichein aufmotzt. Selbstverständlich können Papa Roach auch andere Seiten aufziehen, beispielsweise bei den recht "roachigen" Rockern "Broken as me" und "Skeletons". Richtig stark sind diesmal auch die (Halb-) Balladen geraten, von denen die beiden mitreißendsten direkt aufeinander folgen, nämlich "Love me till it hurts" und "Never have to say goodbye". Speziell erstgenannter ist wohl der großartigste Schmachtfetzen, den das Quartett seit längerem ins Repertoire gehievt hat. Kraft und Gefühl lassen sich natürlich auch wunderbar in ein und demselben Song unterbringen, was "Falling apart" und "Devil" unter Beweis stellen. Wer nach dieser Modern Rock-Machtdemonstration immer noch nicht genug hat und auch den Chorus des Vorzeigehits "Hope for the Hopeless" mit geschmettert hat, bekommt mit dem Rausschmeißer "Fear Hate Love" endgültig die Lichter ausgeknipst. Papa Roach beenden "F.E.A.R." nämlich mit einem sprichwörtlichen Knall in Form dieses wild nach vorne preschenden Vollgas-Moshers, der inhaltlich Abrechnung und finaler Befreiungsschlag in einem ist.

 

So steckt diese Scheibe ihren Vorgänger dann mal ganz locker in die Tasche, dem zwar nach wie vor ein hohes Niveau attestiert werden muss, der abgesehen von "Still Swingin'" aber keine solche Euphorie hervorrufen konnte wie es "F.E.A.R." nun fast über die komplette Spielzeit tut. Möglich wird dies auch durch eben diesen Vorläufer "The Connection", dessen Titel in der Retrospektive eine etwas andere Bedeutung erhält: Das Album kann nämlich als Verbindungsglied zwischen "Metamorphosis" und "F.E.A.R." verstanden werden, da man nun die Rap-Passagen gekonnter platziert und auch die Electronica und Beats schlüssiger in die Songs integriert. Ein ähnliches Schicksal wie das überwiegend verstoßene und kommerziell seinerzeit gefloppte "Lovehatetragedy" muss aber nicht befürchtet werden, denn dafür sind dann doch zu viele Hits auf "The Connection". Und auf dessen nun groß aufspielendem Nachfolger sowieso.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de