Panik „Panik“ / VÖ 25.09.2009

 

 

 

Zum Einstand direkt mal ein Schuss vor den Bug: Mit ihrem Sound sind Panik schlappe 10 Jahre zu spät. Die Hochphase des so genannten New Metal, zu erkennen unter anderem an seinen Rap-Parts und der Allianz aus Turntables und tiefer gestimmten Gitarren, ist lange vorbei. Die deutschen Rocker Panik versuchen es trotzdem mit genau dieser Rezeptur.

 

Und der Opener „Jeder“ lässt – trotz der Tatsache, dass alles sicher vorgetragen wird – auch direkt eine gewisse Skepsis aufkommen, ob dieser Sound auch anno 2009 noch funktioniert. Meiner Meinung nach tut er es über weite Strecken, solang man Rap nicht mit völliger Ablehnung gegenüber steht. Positiv ist nämlich anzumerken, dass Panik mit dem Gossenslang und Ghetto-Geprolle der meisten reinen Rap-Acts nichts am Hut haben, sondern durchaus eine sinnvolle Nachricht rüberbringen wollen, nachzuhören im gelungen rockenden „Perfekt“ und dem eher ruhigen „Kinder“ sowie der schwermütigen Ballade „Keiner merkt es“. Ordentlich zu punken vermögen die Sechs ebenfalls, was „Morgencafe“ beweist. Der große Joker der Jungs ist dabei ein ums andere mal ihr Händchen für griffige Harmonien im Refrain. Sogar dem Mainstream sind Panik übrigens schon ein Begriff, nämlich aus der Zeit als ein Trends suchender Produzent versuchte die Band so gut wie möglich anzubiedern, ihren Namen in Nevada Tan änderte und auch musikalisch im Crossover-Töpfchen mitmischen wollte. Das ließ man sich jedoch nicht gefallen und pfiff stattdessen auf Veranstaltungen wie The Dome, macht seitdem wieder sein eigenes Ding und heißt auch wieder wie zuvor Panik. Einen Arsch in der Hose zu haben ist zwar nicht mal die halbe Miete und „Panik“ beinhaltet zudem neben kleinen Hits auch hier und da reinen Füllstoff, aber man tritt trotzdem den Beweis an, dass auch ein eigentlich völlig hinterm Trend liegendes Album durchaus seinen Charme haben kann. Wer auf die Monsters of Liedermaching und andere Stimmungskanonen steht, sollte übrigens unbedingt den Rausschmeißer „San Diego“ antesten. Humor scheinen die Nordlichter trotz erhobenem Zeigefinger in vielen Texten nämlich trotzdem zu haben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 04.10.2009