Otep „Sounds like Armageddon“ / VÖ 09.11.2012
“It’s the end of the world as we know it…”. Nein, diesen beschwingten R.E.M.-Klassiker sucht man vergebens auf dem ersten Live-Album der Krach-Weirdos Otep. Gecovert wird aber tatsächlich, allerdings die Nirvana-Schrammelhymne „Breed“. Geht auch, wenn man – wie der Albumtitel suggeriert – das Ende der Welt vertonen will.
Passender als mit einem Song wie „Battle ready“ kann man da natürlich kaum einsteigen, denn der passt nicht nur vom Titel her, sondern auch von seiner Slipknot-mäßigen Urgewalt samt Sprechgesang und ultra tiefen Grunts. Zartbesaitete Zuhörer werden beim Hören dieser Platte definitiv das eine oder andere mal aufschrecken, wenn sie hören was für apokalyptische Töne Sängerin Otep Shamaya aus ihren Lungen zu pressen im Stande ist. Plump formuliert: Wer sich „Sounds like Armageddon“ zulegt, bekommt genau das geliefert, was außen drauf steht. Vor allem dann, wenn Otep den völlig verschrobenen Gehirnfick „Blood Pigs“ von der Leine lassen und man sich endgültig sicher ist, dass die Namensgeberin kein Kind von Traurigkeit, sondern eine extreme Künstlerin mit minimalem Dachschaden ist. Wenn sich das Sound-Fegefeuer dann zur totalen Lärmwand zusammenbraut, ist man froh, dass zwischendrin wenigstens ein relativ „normaler“ Hit abgefeuert wird, nämlich die brettharte Revolutionshymne „Rise, rebel, resist“. Ein Anzeichen dafür, dass es selbst eine Band wie Otep mit dem Krachfaktor und der Sperrigkeit übertreiben kann, stellt der Umstand dar, dass sich auf „Sounds like Armageddon“ nur eine einzige Nummer („Fist’s Fall“, nicht etwa „Drunk on the Blood of Saints“) vom aktuellen Langspieler „Atavist“ findet. Ob man das jetzt als Beweis oder Geständnis auslegen will, dass besagte Platte nicht der Weisheit letzter Schluss war, soll jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass „The Ascension“ (vier Songs) und das Debüt „Sevas Tra“ (fünf Songs) ganz klar den Ton im 11er-Set angeben, während die „House of Secrets“-Platte komplett außen vor bleibt. Es bleibt abzuwarten, wie es dem nächsten Studioalbum ergehen wird, das bereits Anfang 2013 an den Start gehen soll und nach jetzigem Stand „Hydra“ heißen wird. Wer sich bis dahin nicht gedulden kann, der wird mit dieser Gewaltdemonstration problemlos die Wartezeit überbrücken können.
Markus Rutten – www.sounds2move.de