Opeth "Watershed" / VÖ 30.05.2008

 

 

Im Vorfeld hat man ja schon schon oft gehört, dass "Watershed" das bisher vielseitigste und unkonventionellste Album von Opeth sein sollte. Da stellte sich natürlich die Frage, was das genau zu bedeuten hat, denn vielseitig und unkonventionell war diese Band ja schon immer. Was also ist anders am neuen Werk der Mannen um Mikael Åkerfeldt?

 

Nun, es zeigt einfach noch mehr Mut zum Einsatz unterschiedlichster Klänge und Stilmittel sowie zu durchaus schrägen Ideen, die diverse Stellen des Albums versüßen, vor allem aber "The Lotus Eater" zu einem echten Genuss machen. Insbesondere die Rolle der Keyboards wurde gegenüber "Ghost Reveries" noch deutlich ausgebaut, was dem Gesamtwerk ziemlich gut tut, zumal die Sounds sehr fein auf die Atmosphäre der Songs abgestimmt sind. Atmosphäre ist ein gutes Stichwort, denn auch bei "Watershed" hat Hauptsongwriter Åkerfeldt trotz der Masse an umgesetzten Ideen nie die Ausstrahlung des Ganzen aus den Augen verloren und seine Einfälle nicht um ihrer selbst Willen verarbeitet, sondern sie in den Dienst des allgemein wieder recht düsteren Ambientes gestellt.  Davon konnte aber nicht vollkommen verhindert werden, dass, trotz aller Stringenz hinsichtlich der Stimmung, der eine oder andere Schnitt aus kompositorischer Sicht sehr harsch wirkt. So kommt "Porcelain Heart" in seinem Mittelteil für meinen Geschmack etwas zu verstückelt daher. Dieses Charakteristikum des Opeth-Songwritings dürfte Fans der Band aber beileibe nicht neu sein, schließlich definiert diese sich im Booklet augenzwinkernd selbst als "A cluster of musicians expressing emotions by piercing random notes and / or chords together". Das kann so natürlich nicht stimmen, denn ein so großes Werk, wie es "Watershed" trotz des minimalen Schönheitsmangels in genanntem Song ohne Zweifel darstellt, durch puren Zufall zu kreieren, das traue ich nicht einmal derartig exquisiten Musikern zu.

 

Es wäre zu leichtfertig jetzt schon zu behaupten, dass es sich hier um das bislang beste Album der Schweden handelt, aber eine würdige und stilistisch sehr erfrischende Fortsetzung der durchweg hochklassigen Discographie ist es in jedem Fall. Schade ist nur, dass das Booklet die Songtexte schuldig bleibt.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 31.05.2008