Opeth "Live At The Royal Albert Hall" DVD / VÖ 17.09.2010

 

 

 

Eigentlich - so behauptet Mikael Åkerfeldt - wollten Opeth ihren zwanzigsten Geburtstag ja in kleiner Runde bei ein paar Bierchen feiern. Irgendwann müssen sie diese Idee aber begraben haben, denn stattdessen haben die Schweden eine Mini-Tour absolviert, bei der sie in einigen wenigen ausgewählten Etablissements ein wahres Mammut-Programm absolviert haben: Zwei Sets, von denen der erste aus dem komplett gespielten Album "Blackwater Park" bestand, während der zweite die Band-Diskographie von vorne aufrollte, indem vom Debüt "Orchid" bis zum aktuellen Werk "Watershed" je ein Song von jedem Album dargeboten wurde (ausgenommen natürlich das zuvor schon komplett gespielte "Blackwater Park"). Den in der vermutlich prunkvollsten der bespielten Hallen, der Londoner Royal Albert Hall, abgeleisteten Gig hat man dabei glücklicherweise auch für eine DVD mitgeschnitten.

 

Diese erweist sich denn auch als ein vorzügliches Live-Dokument. Was die Bildqualität betrifft, wäre zwar noch Spielraum nach oben gewesen, aber die Konzertatmosphäre wird auf den zwei Silberscheiben hervorragend eingefangen. Der Sound klingt etwas kantiger, roher als auf "The Roundhouse Tapes" und sorgt damit für noch mehr Authentizität. Dadurch kommt die Energie des Auftritts auch so richtig zum Tragen, so dass selbst auf Platte eher zu den unauffälligeren Nummern gehörende Stücke wie "Wreath" ganz neue Qualitäten entwickeln. Die Frage, ob denn nun "Blackwater Park" am Stück gespielt werden musste, darf man natürlich stellen, zumal viele der Songs schon durch die letzten beiden DVDs abgedeckt waren. Aber immerhin sind ja vom ersten Set "The Funeral Portrait" (stark!), "Dirge For November" (keiner meiner Faves) sowie das schöne Intermezzo "Patterns In The Ivy" zuvor noch nicht zu den Ehren einer offiziellen Live-Version gekommen, während dieses "Problem" bei "Harvest" umschifft wurde, indem man dem Song einen neuen psychedelischen Anstrich verpasst hat, der ihm sehr gut steht. Außerdem kommen die Songs hier doch eine ganze Spur fetziger rüber als auf insbesondere der "Lamentations"-DVD. Auch Teil zwei der musikalischen Reise (auf dem Mikael Åkerfeldt leider zweimal mitten im Song gezwungen ist, seine Gitarre zu wechseln) ist keinesfalls arm an Highlights: Ganz besonders die großartigen Werke "The Moor" (von "Still Life") und "Harlequin Forest" (von "Ghost Reveries") sind meines Erachtens hervor zu heben.

 

Alles in Allem also sowohl ein Pflichtkauf für Fans als auch eine gute Gelegenheit für Neueinsteiger, sich mittels des hier gebotenen Querschnitts durch das Wirken dieser Ausnahmeband einen Eindruck vom Phänomen namens Opeth zu verschaffen.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 10.10.2010