Oomph! „Glaube Liebe Tod“ / VÖ 24.03.2006

Schon vor der Veröffentlichung ihres mit Spannung erwarteten neuen Albums „Glaube Liebe Tod“ sind Oomph! in aller Munde. Leider zu großen Teilen im negativen Sinne. Mediendeutschland echoviert sich über die erste Single „Gott ist ein Popstar“ und will im zugehörigen Text von Blasphemie bis zu neuem Zündstoff im Mohamed-Streit alles erdenkliche sehen. Wenn man vom Erklärungszwang, den die Band damit erleidet absieht, kann dies jedoch nur im Sinne des Künstlers sein. Wo sonst kriegt „Randgruppenmusik“ so eine breite Aufmerksamkeit in den Massenmedien?

Ungeachtet von Echo-Ausladungen und TV-Boykott werden Oomph! in Kürze ein Album veröffentlichen, dass nicht nur einen Song enthält, der textlich im konservativen Teil Deutschlands (gewollt) anecken wird. Von zerrütteten Familienverhältnissen („Das letzte Streichholz“) bis zur Machtgier in Politik und Wirtschaft („Mein Schatz“) ist alles dabei. Dabei verwendet Sänger und Texter Dero wie gewohnt üppig Metaphern und legt auch sonst gesteigerten Wert auf anspruchsvolle und bisweilen intellektuelle Texte. Im Zuge dessen wurde auch das Gedicht „Eine Frau spricht im Schlaf“ von Erich Kästner vertont. Musikalisch gehen Oomph! auf „Glaube Liebe Tod“ ihren bereits länger eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Der Sound wurde weiter entschlackt und es wird noch mehr straight gerockt, ohne dass dabei die enorme Dynamik verloren geht, die schon den Vorgänger „Wahrheit oder Pflicht“ auszeichnete. Und auch wenn beispielsweise bei „Gott ist ein Popstars“ und „Dreh dich nicht um“ mehr oder minder stark auf Electronika zurück gegriffen wird, so gehören die vertrackten EBM-lastigen Kompositionen der Anfangstage eindeutig der Vergangenheit an.

Das einzige was dieser Platte im Vergleich zum sehr erfolgreichen Vorgänger fehlen könnte ist eine massenkompatible Nummer wie „Augen Auf“. Aber dieser Song war 2004 auch mehr ein Überraschungshit mit dessen unerwartetem kommerziellen Erfolg niemand im voraus rechnen konnte. Wer behauptet dass Oomph! sich für den Mainstream verbiegen oder sonstigen Ausverkauf!-Dünnschiss von sich gibt, der sollte mal die Fakten checken. „Glaube Liebe Tod“ weißt ein anständiges Maß an Härte auf und klingt modern, ohne dabei die Wurzeln der Band völlig außer acht zu lassen. Einfach ein gutes Album, dessen Erfolg an Qualität und nicht an Anbiederung fest zu machen sein wird.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 17.03.2006