Omnium Gatherum "Grey Heavens" / VÖ 26.02.2016

 

 

Man hatte sich fast damit abgefunden, dass Omnium Gatherum der ewige Hoffnungsträger im Melodic Death Metal sind. Gut hörbare Songs, Herzblut und Alben mit dem Potential für's gehobene Mittelmaß. Nach oben fehlt nicht viel, aber es fehlt eben etwas - so zumindest meine Einschätzung der Finnen bisher. Mit "Grey Heavens" beweisen sie uns, dass man auch nach einigen Jahren als Band im sicheren Mittelfeld noch dazu in der Lage sein kann zu überraschen und zum Sprung nach oben anzusetzen.

 

So grau wie der Albumtitel suggeriert, muss die Zukunft von Omnium Gatherum nämlich keinesfalls aussehen. Im Gegenteil würde ich den Jungs wünschen, dass sie mit dieser Scheibe im Rücken nun die richtigen Entscheidungen für ihre Zukunft treffen und sich die Lorbeeren holen, die sie schon länger verdient haben. Aber der Reihe nach: Dass die sechs Herren aus dem metallisch omnipotenten Finnland Songs schreiben können, ist ebenso bekannt wie ihre Vorliebe für einen zwischen (Melodic) Death und Dark Metal oszillierenden Sound. Da die Kollegen Ghost Brigade, die zumindest ein artverwandtes Klangbild kultiviert haben, auf unbestimmte Zeit auf Eis liegen, könnte nun die Stunde von Bandgründer Markus Valhala und Co. gekommen sein. "Grey Heavens" ist nämlich nicht nur ein überaus solides, sondern ein überragendes Album geworden, das auch den Kritikerlieblingen Insomnium (bei denen Valhala seit 2011 ebenfalls in die Saiten greift) kaum besser hätte gelingen können. Da werden große Melodien gereicht ("Skyline"), aber auch mal eine überragende Gitarrenarbeit ins Schaufenster gestellt, die schon in Amorphis'sche Großartigkeitsgefilde vorstoßen und an der Seite von teils regelrecht lieblichen Keyboardparts in einem Hit wie "Frontiers" gipfeln. Die Gewissheit, dass du etwas richtig gemacht haben musst, erlangst du auch dann, wenn sich ein Longplayer trotz einstündiger Spielzeit wie im vorliegenden Fall durch eine angenehme Kurzweiligkeit auszeichnet. Omnium Gatherum erreichen dies nicht nur durch den gekonnten Wechsel zwischen luftig leichten und anspruchsvollen Passagen, sondern generell durch ein Händchen im Umgang mit Tempowechseln und der gelungenen Variation der gewählten Gangart. "Majesty and Silence" ist so ein rauer, spröder Kontrastpunkt mit giftigen Vocals, aber auch einem atmosphärischen Break. Dem gegenüber stehen immer wieder Sequenzen und Momente der Erhabenheit, die nicht selten vom Klargesang von Jukka Pelkonen mitgetragen werden. Somit sind die Tage der Zurückhaltung vorbei, in denen Omnium Gatherum auf Understatement machen konnten: Diese Platte schreit mehr denn je nach der Straße und einem großen Publikum, das sich grundsätzlich aus jedem rekrutieren könnte, der irgendetwas mit skandinavischem Düstermetal anfangen kann. Vielleicht schon jetzt der Überraschungscoup des Jahres.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de