Omega Lithium „Dreams in Formaline“ / VÖ 18.09.2009

 

 

 

Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber Kroatien gilt gemeinhin nicht gerade als der Nabel der rockenden Welt. Omega Lithium, vier junge Menschen aus einem Nest namens Umag, würden daran gern etwas ändern und schicken zu diesem Zweck ihren Erstling „Dreams in Formaline“ ins Rennen.

 

Dieser bietet Electro-dominierten Rock / Metal mit weiblichen und männlichen Vocals. So weit so unspektakulär. Wer sich mit offenen Ohren an dieses Werk herantastet, dem werden früher oder später die immer gleichen Namen durch den Kopf gehen: Deathstars, Jesus on Extasy, Paradise Lost (in ihrer experimentierfreudigen Phase) und Dope Stars Inc.. Vor allem letztere kommen nicht von ungefähr, war doch deren Frontmann Victor Love ausführender Produzent bei den Aufnahmen zum Debüt der Kroaten. Die genannten Namen lassen jedenfalls keinen Zweifel daran, dass „Dreams in Formaline“ sich primär an die Gothic-Szene richtet, auch wenn „Point Blank“ eine willkommen metallische Schlagseite aufweist. Fernab jeder Zielgruppenforschung ist zu konstatieren, dass Omega Lithium sich – was bei einem Debüt nichts ungewöhnliches ist – klangtechnisch mehr aufgebrummt haben, als sie effektiv nötig gehabt hätten. Im Klartext wirkt die Musik des Quartetts an einigen Stellen deutlich überladen, sodass die grundsätzlich eingängig aufgestellten Songs wie in einem Wald aus (überflüssigen?) Tonspuren versteckt liegen. Hätten Omega Lithium diese griffigen Strukturen deutlicher herausgearbeitet, wäre aus diesem Erstling womöglich ein richtiges Brett geworden. So blieben nur vereinzelte Aha-Momente wie zum Beispiel „Snow Red“ mit seinen verspielten Keyboards, deren Melodieführung irgendwie an den Soundtrack zu einem Tim Burton Film erinnern. Ferner sei „Andromeda“ als Anspieltipp genannt, da dieser majestätische Stampfer schnell ins Ohr geht und der dazugehörige epische Chorus aus dem Stand zu gefallen weiß.

 

Ich denke man kann es schon zwischen den Zeilen lesen: An „Dreams in Formaline“ kann und darf man Gefallen finden, jedoch gibt es auch Anlass zur Kritik und ich bin weit davon entfernt den akustischen Einstand des Adria-Kleeblatts als sensationell oder überragend abzufeiern. Ein wüster Verriss wäre jedoch ebenso wenig angebracht, weil auch durchschimmert, dass in Omega Lithium noch deutlich mehr steckt als sie bisher zeigen. Gleiches gilt übrigens für die blutjunge Frontfrau Mya, deren Stimme natürlich und angenehm erklingt, der es jedoch noch ein bisschen an Facettenreichtum und emotionalem Tiefgang fehlt.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 11.09.2009