Octavia Sperati "Grace Submerged" / VÖ 21.05.2007

Seien wir mal ehrlich, meine letzten paar CD-Rezensionen waren zumeist von kleinerem und größerem Gemeckere durchzogen, da ich doch immer irgendwas zu bemängeln fand. Von daher wird es den geneigten sounds2move Leser sicherlich freuen, dass ich an "Grace Submerged", dem zweiten Album der norwegischen Band Octavia Sperati, gar nichts bzw. nur ganz wenig auszusetzen habe.

Bei Octavia Sperati handelt es sich um eine Band, die sich - sieht man mal über Schlagzeuger Ivar hinweg - komplett aus Frauen rekrutiert. Und auch wenn es vielleicht ein wenig befremdlich klingen mag, man merkt den Songs zu jeder Sekunde an, dass das Songwriting wie auch die Umsetzung Frauenhänden entsprungen ist. So fällt der zelebrierte Goth-Doom Metal nicht nur angenehm treibend aus, sondern er ist auch von einer gleichermaßen faszinierenden wie auch wunderbar schaurigen Atmosphäre beseelt, die wiederum viel (weibliches) Gespür für kleine und feine Nuancen offenbart. Als Beispiel hierfür sei die geniale und von sanften Pianoklängen getragene Thin Lizzy Coverversion "Don't Believe A Word" genannt, die so filigran und dank des Gesangs von Silje Wergeland auch Gänsehaut erzeugend aus den Boxen schallt, dass alleine schon dieser Song den Kauf dieses Albums rechtfertigt. Aber auch die Eigenkompositionen können sich mehr als nur hören lassen, da sich jene durchwegs auf einem hohen und vor allem auch gleich bleibenden Niveau bewegen. Wobei genau das, jenes gleich bleibende Niveau, sich als Haar in der Suppe entpuppt, was mir somit (leider) einen minimalen Grund zum Meckern gibt. Mangelt es dem Album doch eindeutig, mal von dem Thin Lizzy Cover abgesehen, an jenen Kompositionen, die sich dank markanter Merkmale schon nach dem ersten Hördurchgang im Gehör des Hörers einnisten. Von daher entsteht während des Anhörens von "Grace Submerged" auch der Eindruck, dass sich alle Songs in einer Art von Fluss befinden, was wiederum zur Folge hat, dass sich die Grenzen zwischen den einzelnen Songs mehr und mehr zu verflüchtigen scheinen. Darum wird man sich wohl auch nur selten dabei ertappen, dass man sich nur einen Song von "Grace Submerged" herauspickt und anhört, da man dieses Werk lieber in seiner Vollständigkeit genießen möchte und auch tunlichst sollte. Was man ebenfalls auch tun sollte, man sollte über mein Gemeckere hinwegsehen und dieses von mir aufgeworfene Manko der fehlenden markanten Kompositionen als Stärke dieses Album betrachten, um schlussendlich "Grace Submerged" als das einzustufen was es ist, nämlich ein extrem starkes und intensives Werk!

Alle die mit der Vermischung von Doom- und Goth-Metal kein Problem haben, sollten einen Kauf von "Grace Submerged" ernsthaft in Erwägung ziehen. Bietet dieses Album doch musikalisch hoch stehende und durchwegs überzeugende Kost, von der man auch nach mehrmaligem Hörgenuss nicht genug haben wird. GEHEIMTIPP!

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 29.06.2007