Obituary "Frozen in Time" - Plattenkritik / VÖ 18.07.2005

"Band-Reunion", ist sicherlich eines der Unworte in der Metalszene, bei dem die einen in pure Verzückung geraten, während die anderen dafür nur ein Müdes Gähnen übrig haben. Dennoch tauchen immer wie mehr Todgeglaubte Bands auf, die plötzlich aus dem musikalischen Jenseits zurückkehren, um an die gute alte Zeit anzuknüpfen und auch die vergangenen Erfolge wieder aufleben zu lassen.

Auch Obituary, jenen Death Metal Pioniere aus Florida, setzen nun zur einer Rückkehr an und präsentieren mit Frozen in Time ihr Comeback Album, nachdem sie im letzten Jahr schon mit Liveauftritten ihre Wiederbelebung einleitenden. Dabei passt der Titel des neuen Werkes wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, da mit Frozen in Time nahtlos an das letzte Studioalbum, dem 97er Werk Back from the Dead angeknüpft wird. Schon mit Redneck Stomp, dem harten und groovenden Gitarrenintro, wird die Marschrichtung des Albums vorgegeben, auf dem unüberhörbar noch der Geist der 90er Jahre regiert. So haben Obituary sich keiner Weiterentwicklung unterzogen, sondern machen dort weiter, wo 1997 der musikalische Weg geendet hat, was natürlich die Fans erfreuen wird.
Egal ob mit dem rasanten On the Floor, den beiden Doublebass-Monstern Insane und Back Inside oder dem groovenden Slow Death, die Floridajungs zelebrieren durch und durch den Old School Death Metal. Auch die Produktion, die sehr druckvoll aufgefallen ist, zeigt sich im Grunde von der Nostalgischen Seite, verzichtet auf jeden neumodischen Krimskram und könnte so auch aus den 90er Jahren stammen. So grunzt und schreit sich Sänger John Tardy durch Hasserfüllte Old School Songbrocken, in denen sich mächtig Gitarrenwände aufbauen, die Drums wie ein Vorschlaghammer um sich schlagen, um den geneigten Fan zur Ekstase zu treiben.

Eines ist sicher, die Fans werden dieses Comeback Album lieben, werden ihren Death Metal Helden für dieses Werk heilig sprechen und mich in die Volksmusikhölle wünschen, wenn ich mir nun Kritische Worte erlaube. Denn obwohl Frozen in Time ein solides und druckvolles Death Metal Werk geworden ist, wird mir hier ein wenig zuviel der alten Schule geboten, um aus heutiger Sicht noch 100% zu überzeugen. Eine Band kann sich in der heutige Zeit nicht nur auf ihre alten Stärken verlassen, sondern sollte Idealerweise jene mit dem modernen Zeitgeist kombinieren, um somit auch neue Käuferschichten anzusprechen, um nicht nur als Fossil aus vergangenen Zeiten durchzugehen. Doch leider verweigern sich Obituary dem Trend der Zeit, fügen ihrer Musik keinerlei neuen Facetten hinzu, was dieses Album zwar nicht schlecht, aber immerhin ein wenig angestaubt macht.
Somit werden die Fans der ersten Stunde, einen Kauf sicherlich nicht bereuen, während Neuhörer wohl zuerst ein Ohr voll riskieren sollten, um sich eine eigne Meinung zu bilden.

PS: Unter www.roadrunnerrecords.de findet ihr den Song Insane als Free MP3 zum Downloaden.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 06.07.2005