Obituary „Darkest Day“ / VÖ 15.06.2009

 

 

 

Welche andere Einleitung einer Rezension einer neuen Obituary-Langrille bietet sich an, als auf die seit zwei Dekaden nicht vorhandene musikalische Entwicklung anzuspielen? Nun gut, das Florida-Quintett spielt nicht erst seit jüngstem mit offenen Karten und so wäre es schlichtweg naiv, eine solche Weiterentwicklung noch in diesem Leben zu erwarten. Die Frage ist da doch viel eher: Können sie es noch? „Frozen In Time“ war ein solides Comeback-Album, „Xecutioner’s Return“ wurde trotz Spitzen-Artwork von der Fangemeinde größtenteils bloß belächelt; wie schlägt sich da „Darkest Day“, und – und das ist wahrhaftig die einzig wesentliche Frage – knüpft das Ganze an alte Tage an? Bietet man bloß neues, zumindest aber halbwegs ordentliches Futter? Oder rutscht man gar ganz in Belanglosigkeit ab?

 

Wenn man der Band ein Kompliment machen darf: Sie klingen wirklich tot. Viele Bands wollen einfach nur brutal und technisch sein, Obituary hingegen pflegen seit 20 Jahren schon einen so zum einem reduzierten, aber effektiven, und zum anderen der Grundidee so nahekommenden Stil, wie nur die wenigsten. John Tardy klingt einfach immer noch wie eine Stimme aus den Fängen der Hölle und der Wechsel aus schleppenden, erdrückenden Riffs sowie guter alter Soli funktioniert auch Anno 2009. Durch diese enorme Reduzierung entsteht zwar nach wie vor ab und an etwas Leerlauf – gerade, wenn Uptempo so unglaublich selten gesetzt wird (sie sind sogar noch langsamer geworden) - Jünger des Stils werden aber auch dieses Mal in den rund 11 Kompositionen genug Kraft finden. Fragt sich da nur, ob „Darkest Day“ mehr als nur für die üblichen Verdächtigen ist, ob sich die Anschaffung auch für die lohnt, die nicht schon jahrelang dem guten alten Florida-Sound huldigen. Und da wird es schon schwieriger: Denn „Darkest Day“ bietet nichts, was der Fünfer nicht schon irgendwann mal hingekriegt hat.

 

Also alles wie gehabt. Die Konservativen werden das Teil auch dieses Mal Eintüten und als gut befinden, alle anderen heulen diesem Plagiat ihrer Selbst jedoch keine Träne hinterher. Und wer doch Interesse an der Band haben sollte (denn schlecht sind sie – wie auch auf diesem Album – keineswegs), der dürfte mit den Erstlingswerken noch am besten beraten sein. Letztendlich stimmt aber in der Auswahl der Ursprungsfrage(n) von jeder möglichen Antwort zumindest etwas.

 

Olivier Haas – www.sounds2move.de / 23.06.2009