Nostradameus „Illusion´s Parade“ / VÖ 20.11.2009
Nostradameus sind so eine Band, die bei mir bisher einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlassen haben. Trotz sämtlicher Trademarks, die eine gute Power Metal Band ausmachen können, wie technische Klasse, lange Instrumentalpassagen, abwechslungsreiches Songwriting, ein spielender Wechsel zwischen schon fast thrashiger Ernsthaftigkeit und für europäischen Power Metal typischen grazilen Melodien und dem ganz speziellen Sahnehäubchen, einem Sänger mit hohem Wiedererkennungswert, haben die Nordlichter es trotzdem bisher nicht geschafft, sich aus dem Melodic-Einheitsbrei hervorzuheben.
Der Grund dafür wird schnell deutlich, wenn das aktuelle Album „Illusion´s Parade“ läuft und beim dritten Song „The Mariner“ zum ersten Mal ein Refrain auffällt. Da in dieser Branche Refrains unglaublich wichtig sind und meistens ganze Songs um diese entscheidenden Gesangslinien aufgebaut sind, ist das hier also eine nicht gute Leistung. Gerade, wenn die Musik wie bei Nostradameus derartig geradlinig aufgebaut ist, müssen die Songs einfach Höhepunkte haben, so wie die Band es selber schon früher bei „The Power Is In Your Hand“ oder „Hellbound“ geschafft hat. Natürlich ist dieses Album mitnichten komplett daneben, die Gitarrenarbeit in „Eclipse Of The Sun Cult“ zum Beispiel weist einige Besonderheiten auf, dieses Stück wird sicherlich noch wachsen. Auch der Longtrack „Broken Soul (Virgin Mary)“ weiß ähnlich zu begeistern wie überlange Stücke der Konkurrenz. Allerdings gilt auch hier wieder, wo ist der Refrain? Beim ersten Hören wirkte dieser noch wie eine Bridge und zum Ende hin wird er dann bis zum Erbrechen ausgereizt, was leider mehr oder weniger Zeitverschwendung ist.
„Armageddon Forever“ klingt mehr nach neueren Children Of Bodom als nach Nostradameus, die einen mögen es als interessantes Experiment sehen, ich halte es eher für unpassend. Übrigens, im abschließenden „Time For Madness“ zündet endlich der Refrain, toll vorgetragen von Sänger Freddy Persson, aber trotz des guten Refrains auch nicht der Hit wie die beiden obengenannten Songs von früheren Alben.
Der produktionstechnische Sound und auch die Spielweise der Band wirken insgesamt zu sehr auf modern getrimmt, um alten Fans großartig zu gefallen, die musikalische Grundausrichtung an sich ist aber weiterhin zu altbacken, vor allem wegen des Gesangs, um neue Fans der moderneren Metalgeneration zu gewinnen. Nostradameus werden mit „Illusion´s Parade“ wahrscheinlich keinen Schritt in ihrer Karriere vorankommen, sondern eher anderthalb zurückgehen. Wirklich schade, denn „The Prophet Of Evil“ ließ anno 2003 mehr erhoffen.
Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 05.11.2009