Northern Lite "Small Chamber Works" (Re-Release) / VÖ 27.06.2008

 

Über das bandeigene Label 1stdecade Records erblickt dieser Tage Northern Lites Album "Small Chamber Works" aus dem Jahre 2000/01 als digital remasterte Neuauflage zum zweiten Mal das Licht der Welt. Das Debüt der Thüringer war bis dato eine echte Rarität. Früh vergriffen, heiß begehrt, utopische Preise auf ebay. Gute sieben Jahre nach dem überraschenden Erfolg der Erfinder des Neo.Pop machen Northern Lite ihre alte Fanbase glücklich und zeigen neu-gewonnenen Anhängern, wie alles begann.

Northern Lite verzichteten zu "Small Chamber Works"-Zeiten noch gänzlich auf den Einsatz von Gitarre und Schlagzeug. Diese kamen erst mit dem Zweitling "Reach The Sun". Fans, die die Band erst im Zuge von "Unisex" oder gar "Super Black" kennen gelernt haben, dürften erstaunt sein, wie die Ur-Northern Lite damals ohne die heute schon fast signifikante Gitarrenarbeit klangen. Der Sound der Erfurter gestaltete sich anno 2001/01 ausschließlich elektronisch. Die technoiden Beats und tanzflächenorientierten Synthesizer-Frickeleien des Debüts ließen kaum erahnen in welche Richtung sich die Releases des Trios entwickeln würden. Während die Ur-Version von "Away From You" im Vergleich zur Version auf "Reach The Sun" gänzlich clubtauglich produziert wurde, hielten beim Zweitling bereits die Gitarren Einzug und lassen den Song in einem gänzlich anderen Licht strahlen. Auch der Evergreen "Looking At You" findet sich später in einer völlig überarbeiteten, um Weiten langsameren, Version auf "Reach The Sun" wieder. Und doch hat man es schon bei "Small Chamber Works" unverkennbar mit den heutigen Northern Lite zu tun gehabt. Stil und Songwriting sind unverkennbar. Songs wie das minimalistisch-monotone "No" oder das basslastige "Be Here", das obendrein mit Depeche Modes "In Your Room"-Lyrics auftrumpft, zeigten schon damals eindrucksvoll, dass die Jungs Tanzflächen füllen wollen. Einzig allein Andreas Kubats ausdrucksstarke Stimme ist noch lange nicht so vielseitig und dominant wie auf den folgenden Alben der Band. Ebenso vermissen könnten einige Neu-Einsteiger die Northern Lite-typischen Mitsing-Refrains und Ohrwurm-Melodien.

Nichtsdestotrotz: Dieses Re-Release wird nicht nur Menschen, die jahrelang vergebens in Fanforen um Preise feilschten, erfreuen. Auch der ein oder andere, der den Namen Northern Lite bisher nicht auf dem Zettel hatte, wird nun über den Umweg dieser kleinen Zeitreise zu den Pionieren des Neo.Pop finden. An Frische hat das Debüt bis heute nichts verloren.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de