Northern Kings "Reborn" / VÖ 01.02.2008

Eigentlich sollte "Reborn", das erste Album der Northern Kings, schon anfangs Dezember 2007 auf dem Markt erscheinen, was aber aufgrund von Terminverschiebungen dann doch nicht der Fall war. Daher ergibt sich nun auch eine gar nicht mal so uninteressantes Konstellation, da genau vier Wochen nach "Reborn" das neueste Atrocity Werk, die Fortsetzung des legendären "Werk 80" Albums, seine Veröffentlichung feiern wird. Und da es sich sowohl bei "Reborn" wie auch bei "Werk 80 II" um reine Coveralben handelt, kann man somit durchaus sagen, dass die ersten Monate des noch jungen Jahres 2008 ganz im Zeichen von Coversongs stehen.

Wer an dieser Stelle noch nie was von den Northern Kings gehört hat, der muss sich keineswegs schämen. Handelt es sich bei dieser Formation doch mehr um ein Projekt als um eine vollwertige Band, wobei die Namen, die hinter den Northern Kings stehen, jedem metallisch interessierten Musikliebhaber mehr als nur bekannt vorkommen werden. Marco Hietala (Nightwish / Tarot), Tony Kakko (Sonata Arctica), JP Leppäluoto (Charon) und der in unseren Breitengraden weniger bekannte J. Ahola (Teräsbetoni) teilen sich bei Northern Kings das Mikrofon, um ihre ganz eigenen Version von bekannte Welthits der Pop-Musik zu intonieren. Dabei lautet die Devise nicht nur härter als die Originalvorlagen zu sein, sondern die Northern Kings haben es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt dem Ganzen zusätzlich eine gehörige Portion an epischem und vor allem orchestralem Pomp zu verleihen. Und so mutierte z.B. das ohnehin schon epische "We don`t Need Another Hero" (im Original von Tina Turner als Titelsong für den Film "Mad Max III: Jenseits der Donnerkuppel" eingesungen) zu einem geradezu monumentalen Song, während die eingestreuten Orchesterpassagen bei "Don`t Bring me Down" (im Original aus dem Jahre 1965 von den Pretty Things) dem ohnehin flotten Track noch ein gutes Stück mehr Pep verleiht. Dass die Könige des Nordens sich aber nicht nur auf den Orchestereinsatz verlassen und sich nicht nur darauf beschränken die Songs härter zu arrangieren, sondern den einzelnen Kompositionen zusätzlich eine ganz eigene Note verleihen, das beweisen sie z.B. mit dem fast schon doomigen "Rebel Yell" (Original von Billy Idol), dem filigran düsteren und sich langsam steigernden "In the Air Tonight" (Original von Phil Collins) oder dem mit ordentlicher Schräglage daherkommenden "Sledgehammer" (Original von Peter Gabriel). Im Gesamten betrachtet beweisen Northern Kings bei allen dreizehn Coverversionen ein sehr geschicktes Händchen, was aus "Reborn" nicht nur eine sehr kurzweilige Angelegenheit macht, sondern auch eines der besten Coveralben, das man momentan auf dem Markt finden wird.

Atrocity müssen sich angesichts der Qualitäten von "Reborn" warm anziehen, da Northern Kings mit diesem Coveralbum den aktuellen Status Quo vorgeben. "Werk 80 II" wird es auf alle Fälle nicht leicht haben, um gegen die geballte Cover-Power von "Reborn" anzukämpfen. In diesem Sinne bleibt es also spannend welches Cover-Album im Endeffekt aus der Schlacht als Sieger hervorgehen wird, auch wenn eines schon jetzt feststeht, nämlich dass "Reborn" von mir eine absolute Kaufempfehlung erhält.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 30.12.2007