Norther „Till Death Unites Us“ / VÖ 03.03.2006

Norther waren von Beginn weg als Children Of Bodom Klon verschrien und dies ist auch durchwegs verständlich. Denn auch bei ihrem neuen Album „Till Death Unites Us“ kann ich mich noch so bemühen, immer wieder muss ich an die Kinder des Sees Bodom denken. Woran liegt das nun? Nun es kommen da verschiedene Faktoren zusammen. Allen voran klingt die Stimme von Sänger Petri Lindroos (Ensiferum) mit winzigen Abweichungen wie jene von Alexi Laiho. Des Weiteren hat man sich mit Produzent Fredirik Nordström (Studio Fredman) auch diesmal auf eine Produktion geeinigt, die insbesondere vom Gitarrensound her wieder nach COB klingt. Es sind alleine diese beiden Faktoren, welche dieses penetrante COB Feeling auslösen und somit tut man - objektiv gesehen - Norther eigentlich unrecht, wenn man sie als Klon bezeichnet. Ich plädiere für den Terminus „Kleiner Bruder“, weil Verwandtschaft ist sicher da, nicht zuletzt natürlich auch dadurch, dass Norther einen ähnlichen Metal-Stil zelebrieren wie COB zu „Hatebreeder“ Zeiten.

Damit wären wir beim einzig Entscheidenden, der Musik. Die 46 Minuten Musik auf „Till Death Unites Us“ sind auf zwölf Songs verteilt und gleich das eröffnende „Throwing My Life Away“ ist ein ungeheurer Nackenbrecher mit eingängigem Refrain und einem Text, der nach schlecht erzogenen Sentenced klingt. Eigentlich funktionieren alle Songs auf diese Weise, melodiöse Gitarren, treibendes Schlagzeug und gelungene Refrains. So u.a. auch „Norther“, - eine Ansammlung von Zitaten aus dem bisherigen Schaffen der Band – und „Fuck You“, welches textlich äußerst pubertär rüberkommt, aber vielleicht gerade deshalb auch ne kleine Hymne für bestimmte Momente im Leben werden könnte. Norther bietet mit „Wasted Years“ zudem auch so etwas wie eine Halbballade. Bei diesem Song zeigt sich besonders deutlich ein Problem der Band: das Keyboard. Über weite Strecken des Albums hinweg fragt man sich: wozu das Keyboard? Es bringt die Songs nicht weiter, erzeugt keine Atmosphäre, gar nichts. Es ist in dieser Form absolut überflüssig - nur an wenigen Stellen, wie z.B. in „Omen“ ist der Einsatz wirklich gelungen. Von ganz anderer Qualität sind die wirklich gut platzierten Gitarrensoli, welche der ohnehin schon makellosen Arbeit der Herren an den Äxten noch ein Sahnehäubchen aufsetzen.

Alles in Allem klangen Norther noch nie so reif wie auf „Till Death Unites Us“. Wer über die Entwicklung von Children Of Bodom nach „Follow The Reaper“ enttäuscht ist, sollte hier auf jeden Fall mal reinhören. Und mir bleibt die Hoffnung, dass Norther für ihr nächstes Album eine eigenständigere Produktion finden, so dass ich diese andere finnische Band beim nächsten Mal nicht mehr zu erwähnen brauche.

Bernhard Balmer – http://www.sounds2move.de/ / 25.02.2006