Nirvana
„With the Lights Out“ – Plattenkritik / VÖ 29.11.2004
Das ewige Hin und Her um Kurt Cobains musikalisches Erbe hat endlich ein positives Ende gefunden. Vor wenigen Tage erschien „With the Lights Out“, eine Sammlung an Demos und unveröffentlichten Aufnahmen aus der gesamten Schaffensphase einer der wichtigsten Rockbands der 90er Jahre.
Nicht
nur Fans werden dieser Veröffentlichung schon lange entgegen geblickt haben,
denn das 2002er Best-of mit namen „Nirvana“ war wirklich mehr als
lieblos zusammen geschmissen. Das größte Unding dieser Scheibe (nur eine
mikrige CD, und das für eine solch einflussreiche Band) war die Frechheit von
nur einem einzigen zuvor unveröffentlichten Song – „You know your Right“.
Dieser Missstand wurde nun ausgeräumt, denn mit „With the Lights Out“
gibt’s ab sofort wirklich nichts mehr zu meckern. Dieses aufwändige Box-Set
umfasst satte 3 randvolle Audio-CD sowie eine gut gefüllte DVD. Die Box ist
hochwerige gearbeitet und die Erstauflage hat sogar ein geprägtes Metallschild
als Coverersatz auf der Frontseite. Das Booklet stellt eine Art Bildband dar,
der nicht nur unveröffentlichte, private Fotos zeigt, sondern auch Abbildungen
von handgeschriebenen Notizen, selbst gezeichneten Postern und frühen Demos
beinhaltet. Oben drauf gibt’s eine chronologische, stichwortartige und dennoch
sehr ausführliche Auflistung aller wichtigen Ereignisse der Nirvana-Geschichte
sowie Kommentare von Musikern, Verwandten und Freunden.
Musikalisch
bietet diese Box neben dutzenden bisher unveröffentlichten Jams und
Rohfassungen in verschiedener Qualität auch eine große Anzahl bekannter Hits
in ihrer frühen Urform. Die auf „With the Lights Out“ enthaltenen Aufnahmen
sind entweder als Demo, Radio-/Bühnen-Liveversion oder akkustik Version
eingespielt worden, wobei man bei vielen der Titel, die auf keinem der
offiziellen Longplayer erschienen sind doch ein großes Potential erahnen kann.
Zu den hier entstandenen Schmuckstücken, die später auch offziell erschienen
gehören unter anderem „About a Girl“, „Pennyroyal Tea“,
„Jesus don’t want me for a Sunbeam“, „Heart Shaped Box“,
„All Apologies“, „Endless Nameless“ oder auch „Lithium“.
Bleibt noch die DVD, welche sich aus Mittschnitten von verschiedenen Nirvana-Auftritten zusammen setzt. Mit dabei sind „Auftritte“ in Wohnhäusern, kleinen Spielunken, aber auch die eine oder andere Show, die bereits vor zahlreicherem Publikum statt findet. Authentische Aufnahmen aus überfüllten Untergrund-Clubs zeigen was Nirvana dieser Tage ausmachte und was bis heute einen großen Teil des Mythos um Kurt Cobain und Nirvana ausmacht – Grunge in Reinkultur. Bei dieser Flut an Eindrücken, die sowohl Audiotracks als auch Videomaterial hinterlassen passt sogar die mitgefilmte Coverversion von „Seasons in the Sun“ irgendwie ins Bild.
Mehr
als 270 Minuten Rockgeschichte umfasst dieses für Fans sicherlich monumentale
Archiv. Nirvana sind nicht umsonst zum Sprachrohr für eine ganze Generation
geworden, denn in seinen Texten vermittelte Kurt Donald Cobain ganau das, was
die Generation-X seinerzeit dachte. Für dieses Stück Lebensgefühl werden
allerdings auch, je nach Bezugsquelle, zwischen 50 und 60 Euro fällig. Aber
egal ob dieses Geld nun in die Tasche von Courtney Love, Dave Grohl oder von wem
auch immer wandert, mit „With the Lights Out“ wurde endlich eines der
begehrtesten Privatarchive für Fans und die Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Mehr Nirvana geht nicht.
Markus
Rutten – www.sounds2move,de