Nickelback „Dark Horse“ / VÖ 14.11.2008

 

 

Rund um die Veröffentlichung des neuen Nickelback-Drehers „Dark Horse“ (hat übrigens nix mit Fury zu tun, sondern bedeutet soviel wie „Unbeschriebenes Blatt“ und ist damit ein sehr augenzwinkernder Titel für einen Megaseller wie den im vorliegenden Fall) äußerste Frontmann Chad Kroeger, dass seinem Anspruch als Musikkonsument nach auf einem Album gefälligst „jeder Song großartig“ sein sollte. Große Wort, aber sollte man nicht zuerst mal vor der eigenen Haustür kehren?

 

Sollte man, aber das kann der Kanadier guten Gewissens tun. Denn „Dark Horse“ bietet wieder einmal 11 Stadion-Rock-Songs der gehobenen Klasse, von denen wohlmöglich knapp die Hälfte in den nächsten Monaten und Jahren ihren Weg ins Radio finden werden. Allerdings wird man zum Beispiel „This Afternoon“, den letzten Song auf dieser Scheibe, wohl kaum innerhalb der nächsten 4-5 Monate auskoppeln können, denn hier haben wir es mit einer für Nickelback ungewöhnlichen Sommer-Sonne-Gute-Laune-Nummer zu tun, die im nächsten Jahr der legitime Nachfolger von Kid Rock’s „All Summer long“ werden könnte – und das ohne geklautes Lynyrd Skynyrd-Riff. Deutlich typischer für die Band ist da schon die Bon Jovi-Verneigung „I’d come for you“ oder aber die ultimative Nickelback-Radioballade „If today was your last day“, mit haufenweise positiven lyrischen Ansätzen wie “Each day’s a gift and not a given right”. Dass die Kanadier – und das werden viele Fans gern hören – nach wie vor auch rocken können, zeigen auf diesem Dreher diverse härter rockende Ohrwürmer wie der „Animals“-Bruder „Next Go Round“, die Silikontittenmäuschenbiografie „Something in your Mouth“, „Just to get high“ mit cleverer, klarer Struktur oder aber die ultra-groovige Midtemponummer „Burn it to the Ground“. Sicherlich war angesichts der Tatsache, dass etwa die Hälfte der hier versammelten Songs potentielle Halbballaden-Singles mit Radioformat sind wieder einmal ein gewisses Maß an Kalkül beim Songwriting für „Dark Horse“ mit im Spiel. Ich für meinen Teil kann darüber aber gerne hinweg sehen, denn ein Album wie dieses und nichts anderes erwarte ich von diesem Quartett auch. Von der Musik der Band mag jeder halten was er meint, aber jeder wird ganz sachlich zugeben müssen, dass Nickelback das was sie tun auch verdammt gut machen. Erwartet starkes Teil.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 18.11.2008