Nevermore „The Obsidian Conspiracy“ / VÖ 28.05.2010

 

 

 

Dieses Album zu bewerten ist im Prinzip sehr einfach. Nevermore wollten auf „The Obsidian Conspiracy“ eine gute Mixtur aus der grandiosen letzten Veröffentlichung “This Godless Endeavor”, immerhin schon fünf Jahre her, und den „alten“ Nevermore herstellen. Dies ist ihnen hervorragend gelungen und insofern ist dies vielleicht das beste Album in der bisherigen Geschichte der Band.

 

Doch nun zum Einzelnen: Allein die Produktion und die technische Klasse der Protagonisten lohnen schon den Kauf der Platte! Traditionell kommen die Stücke sehr wuchtig und basslastig daher, was bei der tiefen Gitarrenstimmung auch nicht weiter verwunderlich ist. Schön aber, dass man trotzdem alle Einzelheiten heraushört und dass auch die variationsreiche Spielweise von Schlagzeuger Van Williams und Basser Jim Sheppard zur Geltung kommt. Einen Schritt darüber stehen aber natürlich zum einen Gitarrist Jeff Loomis (echt der Wahnsinn, was der zum Beispiel in „She Comes In Colours“ reißt) und Sänger Warrel Dane, der mit seinem gewohnt großen Tonumfang den Stücken unaufdringlich und gefühlvoll seinen Stempel aufdrückt. Stücke ist das Stichwort, denn was bringen die tollsten Voraussetzungen, wenn die Songs nicht mithalten können? Leider, zum Glück, ist „The Obsidian Conspiracy“ aber eines jener Alben geworden, auf denen einfach jeder Song stimmt! Schwierig, aus diesem Arsenal Favoriten herauszupicken, ich versuche es trotzdem: „Your Poison Throne“ überzeugt gleich mit einem mitreißenden Rhythmus, einer aggressiven Gangshout-Bridge plus melodischem Refrain und einem der geilsten Gitarrensoli, welches ich seit langem hören durfte! „Emptiness Unobstructed“ gehört schlicht und ergreifend zu den absoluten Überhits der Bandgeschichte und könnte auf Dauer mit diesem Ohrwurmrefrain und der gänsehauterzeugenden Strophe sogar den „Heart Collector“ in den Schatten stellen. „The Blue Marble And The New Soul“ ist quasi der Nachfolger zu „Sentient 6“, stilistisch gesehen. Nicht ganz so lang, aber es ist ein wunderschönes Erlebnis, wie sich das Stück hinten heraus öffnet. Danach wird man bei „Without Morals“ mit einem reinrassigen Powermetaller wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Göteborgriff zu mitreißenden Gesangslinien, spitze! Zum Abschluss gibt es mit dem Titelsong noch einmal ordentlich auf die Mütze. Toller Anfang mit Turbosolo, oft gehörte, aber selten so gute typische Überleitung in der Strophe, starker Refrain, speedige Präzisität auf den Instrumenten und am Ende dann die passende Zeile „these are my last words“.

 

Hammerplatte, wirklich. Selten eine Scheibe gehört, bei der soviel stimmt. Die meisten Anhänger der Band finden den Vorgänger einen Tick besser, ich nicht, aber das sind echt minimale Unterschiede. Schlicht und einfach ein Pflichtkauf!

 

Nils Obergöker – www.sounds2mov.de / 26.05.2010