Neuraxis – „Asylon“ / V.Ö. 18.02.2011
Verwunderlich
meinerseits ist, dass es Neuraxis bereits seit 1994 (!!) gibt, ich
aber bis zum jetzigen Zeitpunkt weder Gutes noch Böses über die
Kanadier gehört habe. Nach eingeschobener Informationspause muss ich
feststellen, dass jedes der bisher veröffentlichten Alben auf seine
Art und Weise „anders“ klingt. Die Band ist immer wieder für
überraschende Wendungen gut und bereitet den Hörern somit bei jeder
anstehenden Veröffentlichung ein kleines Weihn-Ostern. Und dennoch –
den großen Coup haben die aufgeweckten Kanadier bisher leider nicht
gelandet.
Was auf dem Vorgängeralbum von 2008, betitelt mit dem Namen „The Thin Line Between“, vom Sound wirklich von der Sorte „Thin Line“ war, wird jetzt auf Asylon neu aufgemischt. Kontrolliertes Kopfchaos in Überschallgeschwindigkeit – so kann man es kurz und prägnant mit wenigen Worten zusammenfassen. Gut, das mag vielleicht am erneut stattgefundenen Bandbesatzungswechsel liegen, aber wer weiß schon, was die Kanadier beim Songwriting zum kleinen Silberling gebissen hat. Das entstandene Werk kann sich jedenfalls hören lassen. Das Gesamtpaket „Asylon“ klingt verglichen zu den Vorgängern durchdachter, einfach rund und schlüssig. Und doch, der hinterlassene Gesamteindruck ist der wohl bisher düsterste, beklemmteste und bedrohlichste, den Neuraxis bisher vermittelt haben. Vielleicht macht es genau das aus? Vermutungen über Vermutungen. Melancholische, hoffnungsvolle Melodien sind mindestens genauso selten platziert wie Passagen, bei denen der Band die Luft ausgeht. Das vorzufindende Niveau ist konstant hoch – nicht nur hinsichtlich des mehr als detailverliebten Instrumentenhandlings und dessen technischer Umsetzung, auch das Songwriting lässt in keinster Weise Raum für Kritik offen („Savior And Destroyer“, „By The Flesh“).
„Asylon“
– ein Album das durch hohe Komplexität und Vielschichtigkeit
überzeugt. Die Kanadier spielen nicht um Ruhm & Ehre, sie teilen
sich mit einigen wenigen Genrekollegen ihre ganz eigene kreierte
Liga. Außerdem stellt die Band „Neuraxis“ für mich ein Sinnbild
dafür dar, dass es trotz bandinternen Wechseln möglich ist,
Merkmale nicht in die Tonne zu kloppen, sondern schlichtweg
beizubehalten. Denn, machen wir uns nichts vor, das ist doch das, was
eine Band charakterisiert. Und siehe da, es funktioniert. Strittig
bleibt, ob mit „Asylon“ endlich – wünschen würde ich es den
Kanadiern von ganzem Herzen – der gewünschte Erfolg eintritt, das
nötige Potential ist aber in jedem Fall vorhanden. Chance geben,
reinhören, kaufen! Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Vanessa Vogl – www.sounds2move.de