Negative „Sweet & Deceitful“ – Plattenkritik / VÖ 23.05.2005

Steht „Gothic Rock aus Finnland“ nun für Qualität und einen unverkennbaren, melancholischen Sound oder für den zwangsläufigen Vergleich mit His Infernal Majesty oder den 69 Eyes? Im Falle der sechs jungen Schnuckelchen von Negative definitiv ersteres, denn was die Herren aus dem Mutterland der Schwermut da über die baltische See zu uns schicken lässt sich nur mit einem Wort beschreiben: Brett!

Schon beim ersten Durchgang ergreift „Sweet & Deceitful“ den Hörer bei Herz und Hörmuschel um sich ohne Umwege direkt im Kleinhirn festzusetzen. Dabei ist es ziemlich nebensächlich ob Sänger Jonne und seine Mannen verträumt drauf los rocken wie bei der aktuellen Single „The Moment of Our Love“ oder beim flotten „L.A. Feeding Fire“ oder doch lieber einen skandinavischen Schmachtfetzen wie „Neverending Parade“ raus hauen – jeder Schuss ein Treffer.

Dass Negative tief im Glam Rock verwurzelt sind zeigen neben den Texten auch unübersehbar deutlich die Endprodukte der aktuellen Foto-Shootings sowie der Clip zu „The Moment of Our Love“. Apropos Texte: Die Finnen beweisen auf „Sweet & Deceitful“ dass sie ein Talent dazu haben einen zuckersüßen Text so weit zu treiben dass er fast in ein großes Schwarze Loch namens „Kitsch“ hinabstürzt. Wie gesagt: Fast. Denn ein ums andere Mal gelingt es unmittelbar vorm Abgrund zum stehen zu kommen.

Harte oder gar raue und dreckige Stücke sucht man auf diesem Album vergebens, aber dafür haben sowohl die Songs als auch die Jungs genug Pop-Apeal um mit ihren Songs zum Dauergast in den Hitparaden zu werden. Dafür stehen die Zeichen auch aufgrund des aktuellen „Gothic-Trends“ nicht gerade schlecht. Mütter sollten auf alle Fälle schon mal sicherheitshalber ihre Töchter wegsperren, denn diesen styling-bewussten Herrschaften ist ein gewisser Schmachtfaktor nicht abzusprechen. Auf jeden Fall muss man in meinen Augen kein Prophet sein um zu prognostizieren dass dieses Album nach den Erfolgen in Finnland auch hierzulande einschlagen wird wie eine Bombe.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 06.05.2005