Negative „Neon“ / VÖ 23.07.2010

 

 

 

Wenn die Schlüpferstürmer Negative ein neues Langeisen auf die Rockwelt los lassen, ist nicht nur süßester Glam Rock, sondern auch die Begeisterung der überwiegend weiblichen Fans so vorprogrammiert wie ein arschkalter Winter in Lappland. Von ganz so weit oben kommt das Quintett dann doch nicht, sondern aus dem im Südwest Finnlands gelegenen Tampere.

 

Von dort heißt es zum mittlerweile fünften Mal „Volle Schwermut voraus“, denn alles außer einer ganz dicken Portion Melancholie als zweites Standbein im Klangbild der Suomi-Rocker wäre eine Überraschung. Klar, dass da auch Herzschmerz weit vorn steht, wobei man sich über die Jahre merklich vom über alle Maßen zuckrigen Bombast des Durchbruchalbums „Sweet & Decitful“ entfernt hat und auch auf „Neon“ weit weniger dick aufträgt. Trotzdem ist auch dieses Album wieder eine Schmachtscheibe vor dem Herrn, wenngleich man nicht in kitschigen Balladen versumpft, sondern den Stücken stattdessen ein angenehm rockiges Format zugesteht. „Celestial Summer“ und „Love that I lost“ haben unbestritten Charme und weisen nicht zu leugnende Ohrwurmqualitäten auf. Den flottesten Drive hat trotz schon zillionenfach da gewesenem Titel aber immer noch „Since you’ve been gone“, das gekonnt Bon Jovi-Sternstunden und Gunners-Rotzigkeit zusammenführt. Nichtsdestotrotz muss man sich auf „Neon“ einlassen (wollen), da Negative keinen Fuß breit von ihrer gewohnten Theatralik abweichen. Bei „Fucking Worthless“ sollte man seinen Zeigefinger so oder so tunlichst in der Nähe der Skip-Taste parken, denn dieser Lalala-Schmalz schlägt sogar den tapfersten Hörer in die Flucht, während das abschließende Instrumental mal so überhaupt kein Schwein braucht. Wieso Negative ihre bis dahin auch bei aufgeschlossenen Heavys eigentlich gut rein laufende Scheibe gegen Ende hin noch einmal selbst torpedieren, bleibt wohl ihr Geheimnis. Schlecht macht dieser Umstand „Neon“ dennoch ebenso wenig wie das zumindest farblich ziemlich missglückte Coverartwork.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 27.07.2010