Nahemah „A New Constellation“ / VÖ 22.05.2009

 

 

Unsere Freunde beim Leipziger Label von Nahemah scheinen genau zu wissen, wie sie auf ihre Künstler aufmerksam machen. In manchen Fällen tut man dies am besten, indem man geschäftsüblich bekannte Namen zur Orientierung anbietet. Wie man darüber hinaus den ollen Markus aus dem Versteck lockt, hat man mit „A New Constellation“ nun auch heraus gefunden.

 

Nach was sollen die Spanier denn laut musikalischer Ahnenforschung klingen und wie dicht ist das an der Realität? Amorphis? Kein Stück! Cynic, Katatonia? Eine Winzigkeit. Opeth? Naja, zumindest ein bisschen. Mein Vorschlag: Novembre. Denn an diesen ebenfalls aus südlichen Gefilden stammenden Dark Metallern ist man noch am ehesten dran, selbst wenn deren Namen möglicherweise (zu unrecht!) weniger klangvoll erscheinen mag. Musikalisch zieht dieser Vergleich aber ganz gut, was die gelungenen „Follow Me“ und „Absynthe“ beweisen, die mit stimmungsvollem, melancholischem Klargesang punkten, auch wenn Pablo Egido hier etwas zu sehr gegen die zu laut abgemischte Gitarre ansingen muss. Der klare Gesang ist meiner Ansicht nach auch der große Joker der Band, die diesen gern häufiger ausspielen dürfte, sind die deutlich dominanteren Grunts zwar solide, aber auch eher eindimensional und beschränkt. Oder sollte ich besser sagen beschränkend? Denn den wirklichen Tiefgang erhält „A New Constellation“ fast immer durch die düster-melodischen Vocals und zu selten durch wirklich herzergreifende Gitarrenmelodien. Anspruch und Experimente (ist das ein Saxophon in „Air“?!) sind bei dieser Form von Musik durchaus gern gesehene Gäste und grundsätzlich kann ich mich sehr für diese Spielart begeistern, aber warum strecken Nahemah eine Nummer wie „Under the Mourning Rays“ auf über sieben Minuten, wenn man zwischendurch für gute zweieinhalb Minuten totale Langeweile und eine immer wiederkehrende Tonfolge einschiebt? Ebenso unnötig ist das abschließende Instrumental „Outer“, das in diesem Genre zwar keine Seltenheit ist, leider aber in seiner Gesamtheit zu fad schmeckt, als dass es diese Nummer wirklich gebraucht hätte. Somit können Nahemah dem von mir angestrebten Vergleich mit Novembre dann doch nicht Stand halten, da die Römer einfach schon eine Liga weiter oben spielen und zudem ein besseres Händchen für vertonte Seelenschmeichler haben. In diesem spanischen Quintett steckt aber garantiert auch noch deutlich mehr als sie uns hier zeigen. „A New Constellation“ ist trotzdem leider eines dieser Alben geworden, die neben ein paar gelungenen Stücken auch viel Ballast und Durchschnitt mit sich herumtragen. Mit so einer Scheibe ist es immer schwer sich am hart umkämpften Markt zu behaupten. Name-Dropping hin oder her.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 14.05.2009