Naglfar „Téras“ / VÖ 23.03.2012
Lange
waren sie von der Bildfläche verschwunden, die schwedischen
Extrem-Metaller von Naglfar. Fünf Jahre nach dem umstrittenen „Harvest“
und um einige Bandmitglieder dezimiert, veröffentlichen die
verbleidenden Mitglieder Kristoffer Olivius, Andreas Nilsson und
Vargher nun das sechste Album „Téras“.
Und
dieses „Téras“ hat es in sich – frei aus dem Griechischen übersetzt
handelt es sich nämlich um ein Ungeheuer. Ein Ungeheuer? Fürwahr,
Naglfar klingen anno 2012 deutlich vitaler, angepisster, bedrohlicher
und lebendiger als zuletzt. Beginnt das Intro „Téras“ noch verhalten
finster und bösartig symphonisch, so hauen einem die messerscharfen,
rasenden Riffs vom folgenden „Pale Horse“ direkt mal eins in die –
Verzeihung – Fresse. „Pale Horse“ ist dabei schon die essenzielle
Konzentration des künstlerischen Schaffens von Naglfar, denn in knappen
03:40 Minuten ziehen Naglfar sämtliche Register ihres Könnens. Neben
hektischem Geblaste und hysterisch wütenden Gitarren gibt es ebenso
groovigere Momente, über denen das majestätische Gekeife von Herrn
Olivius thront. Naglar gelingt es dabei, ihre Stücke wie aus einem Guss
wirken zu lassen. Ein weiteres gelungenes Beispiel ist sicherlich „The
Monolith“, bei dem Naglfar ganz im Gegensatz zum aggressiven „Pale
Horse“ eher auf ruhigeres Midtempo setzen und dabei eine starke,
bedrohliche Kulisse erschaffen, die nach verpestetem Tod nur so stinkt.
Zwischen all dem Gewitter entfesseln Naglfar immer wieder prägende
Melodielinien, die zwar die eine oder andere Parallele zu Dissection
und Konsorten aufweisen, dabei aber einfach nur richtig gut in Szene
gesetzt sind.
In
knappen 45 Minuten verwüsten Naglfar die heimische Anlage – und das
auch noch richtig gut. Generell kann ich jeder Naglfar Veröffentlichung
etwas abgewinnen, fand aber bisher immer „Sheol“ am stärksten. „Téras“
hat zumindest das Potenzial, an dieser Vormachtstellung zu rütteln.
Denn dieses lebendige, intensive und kraftvolle Monster zeigt Naglfar
in absoluter Hochform. Aus stilistischer Sicht mag man sich zwar
fragen, ob wirklich fünf Jahre Reifezeit zwischen „Harvest“ und „Tèras“
liegen, aber angesichts der Line Up Instabilitäten und der hohen
Qualität von „Téras“ ist mir das einfach egal.
Christian Stiewe - www.sounds2move.de