My Dying Bride “Feel the Misery“ / VÖ 18.09.2015

 

 

Schön dass es sie noch gibt, die Konstanten im schnelllebigen, weltweiten Metal-Zirkus. Eine davon sind ganz bestimmt My Dying Bride, die nun seit 25 Jahren ihren Düstersound unter das Volk bringen. Und auch auf ihrem zwölften Longplayer bieten die Jungs (und Mädel) aus Halifax ein gelungenes Potpourri aus all den etablierten Zutaten, die sie im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens erfolgreich getestet haben. Schon der Titel „Feel the Misery“ lässt keine Zweifel aufkommen. Feuchtfröhlichen Pagan Folk oder Happy Power Metal wird man hier vergebens suchen. Stattdessen gibt es über eine Stunde lang genau das auf die Ohren, was die Fans erwarten: schleppenden, depressiven Doom Metal mit allen zu erwartenden Ingredienzen wie Growls, Geige, Orgel, Klagegesang, Keyboard, arrangiert in acht epischen Stücken zwischen fünf und elf Minuten. Wenn man es kritisch sehen wollte, könnte man der Band eine gewisse Beliebigkeit vorhalten. Und ehrlich gesagt würde ich gerne mal denjenigen kennenlernen, der alle My Dying Bride Songs auf Anhieb beim ersten Hören dem richtigen Album zuordnen kann. Doch ich sehe das positiv. Eine gewisse Treue zum eigenen Stil kann sich auch auszahlen. Wenigstens muss sich die Band nicht wie ihre Landsleute Paradise Lost verbal verbiegen, um zu erklären, dass man nach zum Teil haarsträubenden musikalischen Experimenten heute wieder klingen will, wie in den Anfangstagen.

 

Damit die acht Songs auf „Feel the Misery“ genauer zu charakterisieren, tue ich mich etwas schwer. Insgesamt fällt auf, dass wieder mehr gegrowlt wird, die Geige dafür etwas in den Hintergrund tritt. Einen musikalischen Gewaltausbruch wie in „Kneel till Doomsday“ vom Vorgänger sucht man diesmal vergebens. Dafür gibt es genug andere Details und kompositorische Feinheiten, die es zu entdecken gilt. Allerdings muss man sich dann auch vollständig auf die Musik und die Texte von Klage-Poet Aaron Stainthorpe einlassen. Und dazu fehlte mir bislang angesichts des sich tapfer haltenden Restsommers die passende Stimmung. Einzelne Songs werde ich daher an dieser Stelle nicht hervorheben, sondern nur noch einmal betonen, dass alle Käufer von „Feel the Misery“ genau das bekommen, was man von einem My Dying Bride Album erwartet: eine musikalische Reise in die düstersten Abgründe der Seele.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de