My Dying Bride „An Ode to Woe“ / VÖ 02.05.2008

 

 

Bevor wir vermutlich zum Jahresbeginn 2009 das nächste Studioalbum der britischen Trauerklöße von My Dying Bride vorgesetzt bekommen, darf der geneigte Fan die Wartezeit so lange mit dem Live CD / DVD Doppelpack “An Ode to Woe” vertreiben. Angesichts der raren Bühnenpräsenz von Aaron Stainthorpe und Co. zumindest ein kleiner Trost für die Anhängerschaft.

 

Denn machen wir uns nichts vor: My Dying Bride leben live von der Intensität ihrer Musik und dem Charisma ihres bühnenscheuen Frontmannes. Denn trotz Inbrunst und Hingabe werden die Engländer in diesem Leben keine schweißtreibende Bühnenband mehr werden, was auch die beiliegende DVD dokumentiert. So wirkt Keyboarderin Sarah Stanton über weite Strecken unberührt und irgendwie eisig, die Saitenfraktion steht zumeist starr an Ort und Stelle in das eigene Spiel vertieft und der Sänger, der im Verlauf des Sets keine 50 Worte mit dem Publikum wechselt, scheint mehr mit sich selbst und seiner Seelenpein beschäftigt zu sein, denn damit sein Publikum im klassischen Sinne unterhalten zu wollen. Das kuriose an der Sache? Genau DAS wollen die Leute von My Dying Bride sehen! Man will Aaron dabei zusehen seine Texte zu leben und mitzuleiden, wenn Doom-Hymnen wie „The Snow in my Hand“, „To Remain Tombless“ oder „She ist the Dark“ zum Besten gegeben werden. Wobei „sehen“ so eine Sache ist, wenn die Bühne frei von jedem Zierwerk daher kommt und die Musiker fast ausschließlich in hellem Licht und blauen Nebelbänken verschwimmen. Doch man weiß längst, dass My Dying Bride einen Mann am Gesang haben, der es geradezu hasst auf der Bühne zu stehen, und der sich nur zu gern in besagten Nebelschwaden zu verstecken scheint. Auch das Publikum im Amsterdamer Paradiso passt sich der Darbietung an und  lauscht gespannt, bangt hier und da und lässt nur zwischen den Songs Beifall aufbranden. Zur Belohnung gibt’s den finalen und grandiosen Doppelschlag „The Dreadful Hours“ und „The Forever People“, wenngleich letzteres auf der CD aus Zeitgründen fehlt.

 

Großes visuelles Kino gibt es weder bei einer „echten“ Liveshow der Band noch auf der DVD dieses Doppelpacks zu sehen. Dafür ist das Kopfkino, für das die in erstklassigem und glasklarem Ton eingefangenen Songs sorgen umso begeisternder. Auch die Songauswahl deckt von den Death-lastigen Anfangstagen bis zur schwermütigen und hymnischen Neuzeit alle Schaffensphasen ab. Fans werden ohnehin blind zugreifen, was sie ohne schlechtes Gewissen auch tun können.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 07.05.2008