My Dying Bride „A Map of all our Failures“ / VÖ 19.10.2012

 

 

Glockengeläut, ein schweres Riff, ein paar vereinzelte Schlagzeugeinsätze, dann Aaron Stainthorpes markanter Klagegesang und kurz darauf eine schrille Violine – jetzt wird auch dem Letzten klar: My Dying Bride sind wieder am Start. Und die Briten haben definitiv ein Gefühl für Timing. Im Gegensatz zu ihren schwedischen Kollegen Draconian, die im letzten Jahr ihr veritables Düsteralbum „A Rose for the Apocalypse“ direkt zum Sommeranfang in der Sonnenhitze haben verglühen lassen, kommen die Jungs (und Mädel) aus Halifax mit ihrem mittlerweile elften Langeisen pünktlich zur grauen Tristesse auf den Markt. Was gibt es Schöneres als zu „A Map of all our Failures“ den trostlosen Spätherbst aufzusaugen? Der bereits erwähnte Opener „Kneel till Doomsday“ entpuppt sich dabei als echter Überraschungshit. Denn in der zweiten Hälfte wird nach einem gelungenen Break losgeholzt wie wohl seit „Turn Loose the Swans“ nicht mehr. Allerdings ist dieser Part nicht unbedingt typisch für das neue Album. „A Map of all our Failures“ knüpft eher nahtlos an den Vorgänger „For Lies I Sire“ an. Soll heißen: Getragene Düsterhymnen – insgesamt acht, alle zwischen fünf und neun Minuten – bestimmen das Bild. Aaron hat seinen Gesang weiter verfeinert, die Growls kommen nur sporadisch zum Einsatz. Dafür kann er mit seiner ausdrucksstarken Erzählstimme punkten („A Tapestry scorned“). Neben den eröffnenden Glocken gibt es in mehreren Songs weitere sakrale Element wie Orgel oder Chöre zu hören. Auch positiv zu vermerken ist, dass wie auf dem Vorgänger die Geige wieder eine verstärkte Rolle spielt im My Dying Bride-Klanguniversum. So sind einige Epen entstanden, die einem nicht nur die Einstimmung auf die kalte Jahreszeit etwas erwärmen, es sind sogar Stücke dabei, die sich regelrecht in den Gehörgängen festsetzen (der Chorus von „Like a perpetual Funeral“, „Abandoned as Christ“).

 

Unter dem Strich liefern My Dying Bride wieder eine Stunde Musik, so wie sie die Fans erwarten konnten und auch definitiv zufrieden stellen werden. Der einzige Vorwurf könnte lauten, dass man vielleicht etwas zu sehr auf Nummer Sicher gegangen ist. Dem kann man aber entgegen halten, dass die Briten ihre Experimente ebenfalls regelmäßig ausleben (zuletzt die „Evinta“-Scheibe) und dass der gemeine Metal-Fan in der Regel sowieso nicht gerne zu sehr überrascht wird.

 

Alexander Dontscheff – www.sounds2move.de