My Silent Wake "The Anatomy of Melancholy" / VÖ 18.06.2007

Mit ihrem 2006 veröffentlichten Debütalbum "Shadows of Sorrow" vermochten die englischen Doom Recken von My Silent Wake durchaus zu überzeugen, auch wenn der ganz große Wurf ausblieb. Das ändert sich nun jedoch, da My Silent Wake mit ihrem Zweitwerk "The Anatomy of Melancholy" extrem stark nachdoppeln.

Bei "The Anatomy of Melancholy" handelt es sich um ein Doppelalbum, hinter dem eine durchaus ambitionierte Grundidee steckt. So beinhaltet die erste CD den von My Silent Wake gewohnten Mix aus Doom- und Death Metal, während auf dem zweiten Silberling durchgehend akustische und besinnlich düstere Klänge angeschlagen werden. Somit bilden die beiden CDs sozusagen eine Art von musikalischem Ying und Yang, lernt man sowohl die harte wie auch die schwelgerische Seite von My Silent Wake kennen, wobei die Band in beiden Gefilden einen ausgezeichneten Eindruck hinterlässt: Auf der ersten CD ist es vor allem der 11-minütige Song "Sullen Earth", der sich ganz klar als ein wahres Überhighlight herauskristallisiert. So beginnt der Track unheilvoll schleppend, nur um sich nach und nach im Tempo zu steigern, um später in einem von einer geilen Gitarrenarbeit dominierten Mittelpart zu münden. Wobei sich auch eine leichte 70 Jahre Schlagseite offenbart, während Gitarrist / Sänger Ian Arkley gewohnt markant, zwischen Aggression und Emotion hin und her pendelnd singt. Neben dieser Perle von einem Song vermögen aber auch die Stücke "Severed", das aufgrund der stimmungsvollen Gitarrenklängen über eine dichte Grundstimmung verfügt, "Heretic", das mächtig dahinwalzend aus den Boxen schallte, und das abschließende "Sturm", das mit einer treibenden und melancholischen Goth-Schlagseite daherkommt, gesondert zu überzeugen, während die anderen Kompositionen, u.a "The Dying Things We're Living For" und "Into Silence", dank einer gekonnten Umsetzung ebenfalls zu gefallen vermögen.


CD No. 2 wartet wie schon erwähnt mit rein akustischen Klängen auf, die in ihrer Umsetzung nicht selten an die altehrwürdigen Dead Can Dance erinnern. Mit viel liebe zum Detail musizieren My Silent Wake mit für sie eher untypischen Instrumenten wie Oboe, Cello, Mandoline, Klarinette und Piano, wobei sie dabei mit einem erstaunlichen Verständnis für die sanften und so wunderbar melancholischen Klänge vorgehen. Zusätzlich überrascht Ian Arkley mit einer Sangesstimme, die gleichermaßen gefühlsbetont und unaufgesetzt daherkommt, was den Songs wiederum eine ganz eigene und vor allem auch packende Note verleiht. Wer bei Songs wie z.B. "Revoloution", dem Highlight der zweiten CD, "A Photograph", ein wunderbar unheilvollschwangeres Stück, "To Bid Farewell", bei dem Ian Arkley gar zerbrechlich singt oder auch "Storm", bei diesem Song handelt es sich um eine gelungene Alternativfassung des Songs "Sturm" von der ersten CD, keine Gänsehaut bekommt, der ist entweder emotional Tod, oder kann von Grund auf mit dieser Art von Musik nichts anfangen.

"The Anatomy of Melancholy" ist ein kleines Meisterwerk, soviel steht für mich fest. My Silent Wake spielen sich mit diesem Doppelalbum in die obere Riege der Doom-Größen, was "The Anatomy of Melancholy" zu einem MUST HAVE für alle Doom-Freunde macht.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 15.06.2007