Mushroomhead „Beautiful Stories for Ugly Children“ / VÖ 12.11.2010

 

 

 

Zwickmühle: Soll ich mich jetzt angesprochen fühlen oder eher nicht? Schöne Geschichten für hässliche Kinder suggeriert das neue Mushroomhead-Album und selbst ohne übersteigertes Selbstwertgefühl muss man sich von dieser Ansage nicht zwingend angesprochen fühlen. Sei es drum: Zeigt mal was ihr könnt, ihr durchgeknallten Vögel!

 

Dass Mushroomhead oberamtliche Sickos sind, lernt man schon bevor man auch nur einen Ton des neuen Scheibchens gehört hat. Das ansprechend aufgemachte Klapp-Digipak zwingt den Konsumenten nämlich dazu, sich den maskierten Fratzen der Musiker zu stellen, da man sonst nicht an den Silberling gelangt. Dass man dabei zwangsläufig optische Vergleiche mit Slipknot und Gwar zieht, lässt sich nicht verhindern. Musikalisch liegt man deutlich näher an ersteren, ohne jedoch einen ähnlichen Orkan aus purer Aggression und Intensität entfachen zu können. Hier sind die teilsvermummten Mudvayne eher ein sinnvollerer Bezugspunkt.

 

Ihr habt es schon gemerkt: Die Maskenmänner, die hier zu Werke gehen, haben ein grundlegendes Problem, nämlich, dass einem zwar zig ähnlich gelagerte Bands einfallen, um einen Eindruck dieser Platte zu vermitteln, man aber während „Beautiful Stories“ nie wirklich das Gefühl hat, es in klangtechnischer Hinsicht mit einer bemerkenswerten Scheibe zu tun zu haben. Irgendwie fehlt Mushroomhead das gewisse Etwas und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass zwar das Image durchdacht ist und konsequent verfolgt wird, dabei aber das Wesentliche aus den Augen verloren wurde – nämlich nachhaltig im Gedächtnis bleibende Songs. Sicher: Der Knirps, der „Burn the Bridge“ mit seinen Beatbox-Künsten einläutet, ist einen Schmunzler wert. Auch der Opener „Come On“ marschiert passabel vorwärts und wurde zudem mit einem Video versehen, das jedem Splatter-Fan ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Auch kann man Mushrommhead nicht absprechen, dass sie bemüht sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Abwechslung zu sorgen. Schöner wäre es allerdings gewesen, wenn die Produktion stattdessen ordentlich Arsch treten würde, was sie leider nicht tut. Da fehlt es einfach an Druck, gerade wenn man bedenkt, dass hier immerhin acht Musiker involviert sind. In dieser Form ist „Beautiful Stories for Ugly Children“ leider nur gut gemeintes Stückwerk, welches sich soundmäßig unter Wert verkauft, das ansonsten aber wenigstens in mehrerlei Hinsicht exzellent in Szene gesetzt wird.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 02.11.2010