Mudvayne „Mudvayne“ / VÖ 18.12.2009

 

 

 

Einen Vorwurf müssen sich Mudvayne auch mit ihrem neuen, selbstbetitelten Album gefallen lassen: Nämlich den, dass sie auf Albumlänge häufig einfach zu eindimensional klingen. Dabei versuchen die Amis auf ihrem neuesten Streich zumindest vereinzelt dies zu ändern, am markantesten geschieht das in Form der Ballade „Dead Inside“ (warum wird dieser hörenswerte Klargesang eigentlich so selten zugelassen?), die man vermutlich zum Erhalt des eigenen Image als „Fuck you all“-Band (vgl. „I Can’t wait“) ganz hinten auf dem Album versteckt hat. Wer kein Fan der Jungs ist, läuft auf dem Weg zu diesem Farbtupfer allerdings bereits Gefahr, dass „Mudvayne“ schon längst wieder aus dem Langzeitgedächtnis gespült wurde.

 

Doch eigentlich ist es schade, wenn dieses Langeisen nach und nach vor einem verschwimmt, was sich aufgrund der nach wie vor zu gleichförmigen Songs nur mit erhöhter Aufmerksamkeit vermeiden lässt. Klangtechnisch wird hier jedenfalls die grobe Keule geschwungen, da „Mudvayne“ furztrocken aber mit ordentlich Bums aus den Boxen poltert. Nicht unbedingt das, was ich unter einer warmen, natürlichen Produktion verstehe, aber für den Sound des ehemals maskierten Kleeblatts durchaus passend. Für die Dauer von ein paar Songs macht das Ganze auch durchaus Spaß, etwa der Opener „Beautiful and Stange“ (an dem nur das introartige einminütige Vorgeplänkel nervt), das mit willkommenen Tempovariationen und unvereinzelt ruhigen Momenten im Gegensatz zu manch anderer Nummer für Spannung sorgende „All Talk“ und das eher rockige „Scream with Me“ wissen durchaus zu gefallen. Dass diese Mixtur nur bei wenigen modernen Bands über die Laufzeit von einer Stunde und länger funktioniert, scheint sich allerdings noch nicht bis Illinois rum gesprochen zu haben. Denn etwa die zweite Hälfte von „Beyond the Pale“, bei der man sich irgendwie an die Ober-Sickos Slipknot erinnert fühlt, könnten sich Mudvayne eigentlich sparen, wenn sie noch mehr Mut zur eigenen Courage hätten und sich noch mehr aus ihrem eigens angelegten Korsett aus Industrial-, New Metal, angedeuteten Breakdown und unterschwellig versteckten Funk-Sporen befreien würden. Im Moment habe ich das Gefühl, dass Mudvayne auch mit ihrem fünften Langeisen noch fast ausschließlich für diejenigen Fans musizieren, die auch schon bei „The End of All Things to Come“, dem Zweitling von Chad Grey und Co. zugegriffen haben. Abgesehen davon fehlt „Mudvayne“ klar ein Brecher wie „Dig“, „Happy?“ oder „Not Falling“. Sollte das Quartett dafür aber in Zukunft beim Songwriting auch so kreativ und auf das gewisse Etwas bedacht sein wie bei ihrem aktuellen Coverartwork – ein von Tattoo-Gott Paul Booth gezeichnetes Motiv, welches nur unter Schwarzlicht sichtbar ist -, dann kann man diesen Umstand gerne unter den Tisch fallen lassen. Aber auch nur dann.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 03.01.2010