Motorhead „Kiss of Death“ / VÖ 25.08.2006

 

 

Es gibt Künstler, bei denen man einfach ohne auch nur eine Note gehört zu haben weiß, wie ein neues Album klingen wird. Neben AC/DC trifft dies weitestgehend auch auf Motorhead zu. Das Trio verkörpert wie keine 2. Band das Weltbild des Rock N Roll und kann sich guten Gewissens an die Brust heften selbiges in den vergangenen 30 (!) Dienstjahren maßgeblich mitgeprägt zu haben.

 

Wenn Szeneikon Lemmy Kilmister im eröffnenden „Sucker“ zur Begrüßung einen kultverdächtigen Spruch wie „Innocence is for the birds“ vom Stapel lässt, dann weiß man sofort, dass bei Motorhead auch auf ihrem mittlerweile 23. Album eigentlich alles wie immer ist. Eigentlich. Denn „Kiss of Death“ ist nicht nur ein mehr als gelungenes Album, das seinem Vorgänger „Inferno“ in nichts nachsteht, sondern wartet sogar mit gewissen Neuerungen auf. Dazu zählt zum Beispiel das (Überraschung!) rockende „Christine“ – der erste Titel in der Geschichte der Band, den Lemmy unmittelbar für eine ganz bestimmt Frau geschrieben hat. Von Monotonie kann bei „Kiss of Death“ ebenfalls keine Rede sein. Zwar weiß man, dass man immer Motorhead bekommt, wenn Motorhead draufsteht, aber so abwechslungsreich wie auf diesem Longplayer klang die Band wohl noch nie. Dazu tragen auch die Kontrastpunkte auf diesem Album bei, wie etwa das von Akustikgitarren eingeleitete und abgeschlossene „God was never on your side“, das einen deutlichen melancholischen Beigeschmack hat und im Kopf Bilder von Clint Eastwood in den unendlichen Weiten der Prärie erzeugt. Dem gegenüber stehen flotte Nähkästchenplaudereien wie „One Night Stand“ oder der Partyrocker „Sword of Glory“.

 

Auch mit „Kiss of Death“ ist klar: Wer Rock N Roll sagt, der meint Motorhead. Diese Band ist ein Phänomen und völlig zu Recht Kult. Das gilt besonders für ihren Frontmann, der seine Weltanschauung kurz und knapp wie folgt formuliert: „Gott ist taub, blind und dumm. Was aber nicht heißt, dass ich mehr auf den Teufel stehe – die können sich beide ins Knie ficken“. Noch Fragen?

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.08.2006