Mötley Crüe „Carnival of Sins“ (Live) / VÖ 05.05.2006

Dicke Busenfreunde sind sie ganz offensichtlich nicht, die Herren Sixx, Lee, Neil und Mars. Das hat sich auch nach der groß angelegten Reunion nicht geändert. Gerüchten zu Folge sollen die vier Musiker den Touraltag in vier getrennten Bussen hinter sich gebracht haben und sich im Endeffekt nur auf der Bühne zu den Shows gesehen haben. Bittere Wahrheit oder Gerücht – man weiß es nicht genau. Während ein neues Studioalbum weiter auf sich warten lässt überbrückt das Quartett die Zwischenzeit nun noch einmal mit dem Live-Doppelalbum „Carnival of Sins“, welches nicht mal 12 Monate nach dem ebenfalls als Brücke zu sehenden Best-of „Red, White & Crüe“ in die Läden kommt.

Kritiker könnten der Band durchaus vorwerfen sie versuche die Fan-Kuh noch mal zu melken, solang sie Milch gibt. Vor allem aber versucht diese Band, die kaum ein Rock ´n Roll Klischee von Sex, Drogen und Exzessen ausgelassen hat, im Gespräch zu bleiben und dafür ist dieses Livealbum mehr als geeignet. Auch wenn man sich offensichtlich die besten Momente aus verschiedenen Shows des zurückliegenden Tourjahres zusammengestellt hat muss man dieser Platte einen tadellosen Sound attestieren. Sowohl die musikalische Seite als auch das euphorische Publikum wurde gut eingefangen und bringen 90 Minuten puren Glam Rock ins Wohnzimmer. Wer einen der Crüe-Hit der letzten 25 Jahre sucht, der wird diesen mit ziemlicher Sicherheit auf „Carnival of Sins“ finden. Unverwüstlich wie eh und je wurden „Shout at the Devil“, „Don’t go away mad (Just go away)“, „Same old Situation“ oder „Dr. Feelgood” in Szene gesetzt – Klassiker eben. Atmosphärisch kommt auch der Balladen-Block bestehend aus „Glitter“, „Without You“ und „Home Sweet Home“ daher, welcher beim geneigten Fan für die eine oder andere wohlige Gänsehaut sorgen wird. Letzt genannter Song wurde übrigens kürzlich von Limp Bizkit Hampelmann Fred Durst „gecovert“ oder wie man besser sagen sollte „vergewaltigt“. Zum Glück ging dessen Plan sich erneut mit fremden Federn zu schmücken (wenn die eigenen Songs schon immer grottiger werden) dieses mal nicht wie bei The Who’s „Behind Blue Eyes“ auf. Und so können Mötley Crüe persönlich dem Rotkäppchen zeigen wie es richtig geht. Gleiches gilt übrigens für das Covern der Klassiker aus fremder Feder, wie Nikki Sixx und Co. es beim Sex Pistols Evergreen „Anarchy in the UK“ zeigen.

Ein Hauch von frischem Material weht dann doch noch durch den Karneval der Sünden, nämlich in Form der Stücke, die schon „Red, White and Crüe“ erweitern durften wie etwa „If I die tomorrow“. Diese klingen zwar deutlich moderner und damit natürlich anders als die alten Gassenhauer, lassen aber zumindest hoffen dass die Band nicht im Stile so manch anderer Rückkehrer mit wehenden Fahnen wieder unter gehen wird.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 02.05.2006