Morbid Mind “Deadly Incorporated“ / VÖ 24.04.2009

 

 

Der Fünfer aus Berlin lässt sich Zeit für seine Alben. Zogen zwischen ihrem ersten und zweiten Album ganze fünf Jahre in die Lande, sind bis zum nun vorliegenden dritten Langeisen noch einmal vier stolze Jahre vergangen. Wer sich so viel Zeit lässt, von dem erwartet man mitunter Außergewöhnliches. Der Promo-Zettel wirbt mit „harten, straighten Riffs, eingängigen Melodien und der charismatischen rauen Stimme von Frontmann Jonas“. Bekommen wir also Slayer mit eingängigen Melodien geboten? 

 

„Deadly Inc.“ lässt schon mal ein ganz ordentliches Startfurioso auf den Hörer los: Das Lied überzeugt durch Doublebass, treibende Riffs und leicht kehligen Gesang, der durch die gelungenen Backing Vocals im Refrain sogar zweistimmig wird. Nach dem stimmigen Bass-Intro von „What You've Made Me Do“ gibt's wieder thrashig-straighte Riffs auf die Ohren, gemischt mit Doublebass und mehrstimmigem Gesang. Zudem ist das Lied nachvollziehbar, aber nicht zu durchschaubar komponiert – sehr schön! Auch „Breakdown“ überzeugt durch ein gefühlvolles Intro und ist auch sonst ein Highlight des Albums. In den Strophen bauen die Mannen aus dem „nahen Osten“ vorbildlich Spannung auf, um diese dann im Refrain sehr effektvoll zu entladen. Was uns die Berliner mit „Insignificant“ vor allem textmäßig um die Ohren hauen, ist dann schon bedeutend weniger schön. Laut dem Promo-Zettel soll das Lied ein Gefühl von Ekel transportieren. Das tut es bei mir tatsächlich, aber wahrscheinlich nicht auf die Art, die sich die Band erhoffen würde. Denn wenn ich etwas nicht ab kann, dann sind es unreif klingende, klischeebeladene und vor Selbsmitleid triefende Lyrics.

 

Nach dem gelungenen, rasenden, von Growls (!) untermalten „Apocalypse“ scheint die Luft bei „Talk To The Hand“ dann doch noch so langsam raus zu sein. Das unkomplizierte Songwriting wird im negativen Sinn auf die Spitze getrieben: Ich hab einfach keine Lust, mir gefühlte 30 Mal einen sacksimplen Refrain anzuhören. Noch dazu erinnern die Lyrics wieder einmal eher an Teenie-Punk als an Thrash. Das mit zweistimmigen Gitarrenläufen aufwartende „Drug“, das vom Songwriting her etwas verspieltere „Adam“ und schließlich das gefühlvolle Instrumental zum Abschluss beweisen uns jedoch, dass die Berliner konzentriert geblieben sind. Dennoch: Das Songwriting ist zu oft zu durchschaubar, und die des Thrashs nicht würdigen Lyrics tun ihr Übriges zu einem mehr als durchzogenen Hörerlebnis. Wer auf der Suche nach leichter Kost für zwischendurch ist, kann ja trotzdem mal reinhören.

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 04.05.2009