Moonspell "Night Eternal" / VÖ 16.05.2008

 

 

Nachdem sich unsere portugiesischen Freunde Moonspell auf den letzten beiden Alben "The Antidote" und "Memorial" gesanglich und instrumental einer größeren Härte und gleichzeitig mehr Stilvielfalt verschrieben hatten, war ich sehr gespannt auf das dieser Tage erscheinende Werk "Night Eternal". Würden Moonspell zurück zu den (Gothic-)Wurzeln und ihrer Girlie-Kultscheibe "Irreligious" gehen oder den zuletzt praktizierten axtschwingenden Stil verfeinern? "At Tragic Heights", der bombastische, pompöse Opener, der mit Frauenstimmen, Growls, epischem Soundtrackzuschnitt und hämmernden Riffs zu harten Kampfgesängen aufwartet, führt uns in einen dunklen Kosmos aus Death-, Gothic-, Black- und Dark Metal. Es erwartet uns ein unheilvoller Choral voller labyrinthische Klänge. Der vertrackte, dennoch gut nachvollziebare Track lässt ein wenig altes Dimmu Borgir-Flair entstehen, vor allem in diesem kryptisch-ausufernden Refrain. Und das folgende "Night Eternal" setzt noch einen drauf: Akustische Einschübe, eine dunkle Inschrift, orientalische Töne, heftige Gitarreneruptionen, die charismatische Stimme von Fernando, der übrigens wie auf "The Antidote" von Amorphis-Bassmann Niclas Etelävuori ganz exzellent begleitet wird, dazu der einen unheilvoll hypnotischen Sog entfaltende Duktus: das macht Moonspell so schnell keiner nach.

 

"Shadow Sun" ist ein weiteres Highlight dieser CD. Das Wechselspiel von dunklen Facetten und rasendem Berserkertum nach traditioneller Schwedenmanier ist einfach nur Inspiration pur, ein munteres musikalisches Spiel mit traditionellen 90'er-Elementen, angereichert um typische Moonspell-Trademarks. "Scorpion Flower" bietet uns Entspannung, Anneke, unsere liebliche Ex-The Gathering-Ikone liefert sich mit Fernandos Dunkel-Klarstimme treffliche Gesangsduelle. Der Chorus bleibt haften, wetten? "Moon In Mercury" lässt uns wieder Stahl spüren, natürlich verfeinert mit melancholischen Klängen. Der aggressive Gesang überzeugt voll und ganz, hier werden die Rosen kraftvoll am dornigen Stil umfasst; ein Spanier kennt keinen Schmerz, das künstliche Posieren und den theatralischen Kniefall vor der Herzdame dürfen gerne Dark Moor und Konsorten übernehmen. "Hers Is The Twilight" verführt mit lieblichen Vocals, bis Fernando growlt, dass der Sherry dunkelt... Ein transparentes Solo veredelt den außerordentlich guten Track. Und so geht es weiter: zunächst ruhiger, denn "Dreamless (Lucifer And Lilith)" lässt uns innehalten, der Sturm ist jedoch noch in der Nähe. Hier ist die Nähe zur "October Rust" von Type O'Negative spürbar. Schräge Akkorde beginnen "Spring Of Rage", euphorisch-enthusiastisch erklimmen wir die Höhen des Nebelgebirges und lasse Orks und Uruk-Hais keine Chance. Der Refrain muss einfach laut gehört werden, hart, mitreißend, hinfort auf den schwarzen Schwingen des Vogels Roch. Das Finale "First Light" eröffnet düster-akustisch, whispernde Stimme zu atmosphärischen Licks, die Growls warten... und helle weibliche Glockenstimmen. Orchestral klingt das Opus aus. Kurzum: wir bekommen hier ein sehr unterhaltsames Album vielschichtiger Natur geboten, voll von spontaner Inspiration, dramatischer Epik, labyrinthischer Rafinesse, dunkler Magie. Diese CD ist für mich ein Highlight des metallischen Jahres 2008.

 

M.E. – www.sounds2move.de / 09.05.2008