Moonspell "Memorial" -  VÖ 21.04.2006

Es ist immer das Gleiche: entwickelt sich eine Band nicht weiter und veröffentlicht nur die Vorgänger-CD in abgeänderter Version, so heißt es dass die Innovation fehlt und die Luft raus ist. Ist die Band kompromissbereit und wagt Experimente, dann ist es der Besserwisserfraktion wieder zu wenig für ein Release einer Szenegröße. Denn auch der ständige Kritiker möchte sich letztendlich nicht anstrengen beim Hören und greift lieber auf leichtverdauliches für zwischendurch. Aus diesem Grunde sei selbigem auch ein imaginärer Kopfschuss nahegelegt, um sein Problem zu lösen. Aus solchen Umständen heraus schließt sich für eine Kapelle irgendwann der Kreis und man ist wieder beim Ursprung, da man es eh niemanden recht machen kann. So geschehen bei MOONSPELL. Nach den ersten zwei Gothic Metal-Meilensteinen "Wolfheart" und "Irreligious", drifteten die Portugiesen immer weiter weg von ihrem ursprünglichen Sound und waren irgendwann nicht mehr wiederzuerkennen. Mit dem letzten Album "The Antidote" war man doch plötzlich wieder auf alten Pfaden unterwegs und das wurde auf "Memorial" konsequent und nochmals eine Spur deutlicher fortgesetzt.

Fernando Ribeiro, Sänger und Gründer von MOONSPELL, growlt auf "Memorial" nicht zu wenig, um nicht zu sagen fast immer. Interessant, dass man da gleich auf Massenkompatibilität gepfiffen hat. Gerade momentan verkauft sich doch alles "was rockt", nur eben noch nicht Growls. Der spärlich eingestreute Flüstergesang, hilft da auch nichts. Ebenso wenig der Keyboard-Sound, der dann doch zu "böse" ausgefallen ist. Mit ein bisschen Konservensound und glattgebügelter Produktion reicht es doch schon meist um zu begeistern. MOONSPELL haben es anders gewollt und Songs vorgelegt, die frei nach Schnauze klingen, ziemlich stark angelehnt an den alten Sound Mitte der 90er. Einen Szene-Hit wie "Opium" gibt es auf "Memorial" nicht, aber dafür ziemlich wummernde Gitarren und fette Schlagzeugarbeit.

Angesprochen kann sich jeder fühlen, der die Band kennt, dieses Album anzutesten. Gerade die Fans, die der Band den Rücken zukehrten Ende der 90er. Sogar der Spezi mit den aufgeplatzten Nähten auf der Kutte, der auf Parties felsenfest behauptet, dass MOONSPELL anfangs Black Metal waren und dass er die "Wolfheart" noch mit dem Cover der Erstauflage hat und außerdem alle weiteren Releases der Band Kommerz waren.

Nino Liotta - www.sounds2move.de / 18.04.2006