Moonspell “Extinct“ / VÖ 06.03.2015

 

 

Eines der Markenzeichen der portugiesischen Düstermetal-Könige Moonspell war jeher, dass eigentlich kein Album so klingt wie der Vorgänger. 2012 hatte man das Spiel auf die Spitze getrieben und mit „Alpha Noir“ und „Omega White“ gleich zwei Scheiben als quasi Doppelalbum herausgebracht, die jeweils zwei unterschiedliche Facetten des Moonspell´schen Klanguniversum ausdrückten. Das sorgte nicht überall für Begeisterung (zumal das ruhige „Omega White“ auch nur in der Digipack Edition enthalten war). Alle Kritiker kann ich beruhigen: Anno 2015 haben Fernando Ribeiro und seine Mannen wieder eine geschlossene musikalische Einheit geschaffen. „Extinct“ heißt das nunmehr zehnte Album der Südeuropäer und zeigt diese so eingängig wie lange nicht mehr. Und damit sind sicher nicht nur einschmeichelnde Halbballaden wie „Domina“, „The Future is dark“ oder „Malignia“ (schöne Streicher) gemeint. Vor allem sind es die Gothic-Rocker „The Last of us“ und „Funeral Bloom“ die ein großes Hitpotential mitbringen. Dieses Sisters of Mercy meets Metal Feeling hat die Band meiner Meinung Mitte der 90er erst so richtig groß gemacht und wird hier gekonnt wiederbelebt. Natürlich gibt es auch Härte und opulente Symphonic- bzw. Klassik Parts (gut kombiniert im Opener „Breathe (Until we are no more)“ und dem folgenden Titeltrack, zu dem auch ein Video veröffentlicht wurde). Auch „A dying Breed“ schlägt in diese Kerbe und wartet gegen Ende noch mit einem schönen melodiösen Gitarrensolo auf. Besonders freut es mich, dass man sich im Hause Moonspell auch der orientalischen Einflüsse der Anfangszeit wieder angenommen hat und diese in die Gothic-Rock-Granate „Medusalem“ integriert hat. Als Rausschmeißer fungiert ein knapp dreiminütiges, französischsprachiges Outro „La Baphomette“, bei dem Klavier und andere klassische Instrumente dominieren.

 

Unter dem Strich bietet „Extinct“ also gut 45 Minuten typische Moonspell-Kost, wobei typisch in dem Sinne gemeint ist, dass man sich aus jeder Schaffensphase ein paar Elemente entliehen hat und zu einem neuen Ganzen zusammengefügt hat. Und das mit Erfolg. Zwar geht es weit weniger brachial zur Sache als auf „Alpha Noir“, „Night Eternal“ oder „Memorial“, dafür hat man sich diesmal mehr auf die hitverdächtigen Gothic-Rock-Schiene konzentriert. Kann man so machen.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de