Mob Rules „Radical Peace“ / VÖ 13.11.2009

 

 

Die werten Herren von Mob Rules melden sich nach über dreijähriger Wartezeit, die mit allerlei Touraktivitäten gefüllt war, mit ihrem neuen Werk „Radical Peace“ zurück. Zunächst mal: Der Sound ist mörderisch gut! Selten habe ich eine so gute Produktion bei so komplexer Musik gehört, die trotzdem noch recht lebendig wirkt, wenn man von den pompösen Keyboardarrangements absieht.

 

Der Opener „Childen Of The Flames” ist ein Stampfer mit stellenweise recht ohrwurmigen Gesangslinien, auch wenn oder gerade weil die Strophe sehr stark an Black Sabbaths „Heaven And Hell“ angelehnt ist. „Trial By Fire“ beginnt mit einer leicht mittelalterlich wirkenden Melodie, die irgendwie fehlplatziert vor dem folgenden Uptempogalopp wirkt, sich später jedoch gut in den Song einfügt. Mit „Warchild“ gibt es dann eine kriechende, keyboarddominierte Nummer, welche aber leider recht höhepunktarm ist. Das folgende „Astral Hand“ zieht dann nach verhaltenem Anfang das Tempo wieder deutlich an, ohne allerdings sonderlich überzeugend zu wirken. Ein Stück der Sorte, die man bei Iron Maiden Alben überspringt. Ein Sprachsample von John F. Kennedy leitet das über achtzehn(!!!)minütige „The Oswald File“ ein, welches dann die ganze Bandbreite auffährt: Ewiges Gitarrengedudel, ruhige Strophen zum E-Piano, bombastische Passagen mit zig Keyboardspuren, ein paar Experimente im Mittelteil, Duell der melodischen Instrumente, Tempoverschärfung, Sänger Klaus Dirks meldet sich wieder zu Wort, ebenso JFK. Letztlich ein schöner und interessanter, aber auch typischer Power Metal Überlängesong, den man auch ein paar Minuten vorher hätte abwinken können. Mit „Waiting For The Sun“ geht es dann richtig flott weiter, klingt ein wenig wie ernste Gamma Ray, aber leider auch ohne deren Hitcharakter. Als letzten Song bieten Mob Rules mit „The Glance Of Fame“ endlich wieder einen spannenden und zwingenden Song, der einen mitreißenden Rhythmus und vor allem einem exzellenten Refrain am Start hat.

 

Ein bisschen Bombast von Savatage, ein bisschen Pathos von Blind Guardian, ein bisschen Power von Iced Earth und fertig ist eine nicht schlechte, aber doch relativ austauschbare Power Metal Blaupause. Das Album klingt gut, die Musiker können einiges, der Sänger weiß was er macht, aber der Funke will über weite Strecken nicht überspringen, es fehlt auch ein Überhit der Marke „Black Rain“ und somit werden Mob Rules mit „Radical Peace“ wieder nicht aus der zweiten Liga dieses Genres aufsteigen können.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 29.10.2009