Ministry „Cover Up“ / VÖ 28.03.2008

 

 

Gerade noch mal Glück gehabt. Wo mein Kollege Basti gern und häufig tief in die Sch*** greift, wenn es um Remix-Alben und dergleichen geht, hat meiner einer zumindest in diesem Fall noch einmal richtig Glück gehabt. Denn „Cover Up“, sozusagen der Nachruf zum Ministry-Abschiedsalbum „The Last Sucker“, ist nicht nur ein unterhaltsames, sondern auch ausnahmslos hörenswertes Scheibchen.

 

Irgendwie passen diese ziemlich schräg klingenden Coverversionen wie die Faust aufs Auge zum bisweilen kautzigen, aber stets angriffslustigen Al Jourgensen. Allerdings ist diese Platte nicht wie etwa „Rio Grande Blood“ ein tobender, tollwütiger Schlag ins Gesicht von Als Busenfreund George, sondern vielmehr der Soundtrack für die anstehende Party des Texaners zur auslaufenden Amtszeit des derzeitigen republikanischen US-Präsidenten. Da wird etwa „Just got Laid“ von ZZ Top auf Speed und mit gruntigen Vocals runtergerotzt oder aber „Radar Love“, der Überhit der Holländer Golden Earing, dermaßen abgebrüht und cool ins Ministry-Universum gebeamt, dass es nur so eine Freude ist. Aber auch der gute alte Rock N Roll muss dran glauben, nämlich wenn sich die Industrial-Veteranen an „Mississippi Queen“ und „Black Betty“ vergehen und dabei keinen Stein auf dem anderen lassen – fett! Überhaupt haben Ministry auf „Cover Up“ jedem der enthaltenen Tracks ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt, ohne dabei den grundsätzlichen Charme der jeweiligen Stücke gänzlich zu pulverisieren. Und hier liegt auch der große Pluspunkt dieser Scheibe: Denn Ministry spielen weder lustlos nach, noch verunstalten sie die Urversionen bis zur Unkenntlichkeit. Vielmehr treffen „Space Truckin’“ (Deep Purple) und Co. spielerisch den goldenen Mittelweg zwischen Respektsbekundung, Interpretation und Spielfreude. Richtig befremdlich wird es nur beim offiziellen Ausklang „What a wonderful World“ (gefolgt von einem Hidden Track), vor dessen Umsetzung der gute Al sicher ausgiebig ein paar lustigen Zigaretten gehuldigt hat. So ganz ernst sollte man diese Nummer nicht nehmen, aber dieses Maß an Selbstironie stellt bekanntlich kein Novum für die Politaktivisten von Ministry dar. Natürlich ist es schade sich von einer so einflussreichen Truppe wie dieser verabschieden zu müssen, aber mit „Cover Up“ sorgt Al Jourgensen wenigstens dafür, dass man sich an seine Tage mit Ministry mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht zurückerinnert und nicht mit einem schwermütigen Seufzer.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 01.05.2008