Metallica "Through the Never" (Blu-Ray 3D) / VÖ 28.01.2014

 

 

Ungewohntes Gefühl für Metallica: Ihr ambitioniertes Filmprojekt "Through the Never" entpuppt sich weltweit als das, was man in der gemeinhin als Gradmesser geltenden US-Filmszene gerne als "a bomb at the box-office" bezeichnet. Mit anderen Worten: Der Streifen ist gefloppt und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht mal ansatzweise erfüllen, geschweige denn die Produktionskosten wieder einspielen. Haben Metallica am Ende möglicherweise sogar schlicht ihre Mainstream-Strahlkraft überschätzt?

 

Damit würde man dann doch etwas über das Ziel hinaus schießen, denn eigentlich ist "Through the Never" ein interessantes wie ambitioniertes Projekt. Neben einem Konzertfilm (bildgewaltig in 3D und atemberaubender Schärfe eingefangen) beweist der Streifen nämlich auch Spielfilm-Qualitäten, denn um den Auftritt herum wurde ein düsterer, apokalyptischer Handlungs- und Erzählstrang erdacht, der eine in dieser Form bisher noch nicht da gewesene Symbiose aus Live-Show und Horror/Action-Kino erschafft. Enormes Offene-Münder-Potential weißt schon mal die Show auf, bei der man in der Tat das Gefühl hat, man würde direkt neben Hetfield und Co. auf der Bühne stehen. Auch die Einführung in "Through the Never" lässt sich sehen, wenn der im Mittelpunkt der Spielfilm-Sequenzen stehende Roadie namens Trip an der riesigen Arena eintrifft, sich seinen Weg durch die Backstage-Räume bahnt, dabei von Lars Ulrich im vorbeigehen kritisch beäugt wird oder er - witziges Detail - am Tuning-Room von Rob Trujillo vorbei kommt, der umringt von Verstärkerwänden in seiner typischen Ausfallschrittpose seinen Viersaiter derart beackert, dass es im Gang den Putz von den Wänden haut. Das macht schon Laune und lässt die Vorfreude steigen, die dann leider ziemlich enttäuscht wird - zumindest die Nicht-Konzert-Passagen betreffend. Denn nachdem Metallica erst einmal auf der Bühne stehen und in Superstar-Manier einen Brecher nach dem nächsten kredenzen, kommt die Handlung der parallel verlaufenden Geschichte erst einmal nur schleppend in Gang. Schlimmer noch laufen Rahmenhandlung und Live-Erlebnis seltsam nebeneinander her, beide scheinen nach dem durchaus verheißungsvollen Einstand in verschiedene Richtungen abzubiegen und jeweils weitestgehend ihr eigenes Süppchen zu kochen. Zumindest aber erschließt sich einem die Verbindung zwischen Show und Film nur rudimentär, zumal der eigentlich optisch klasse in Szene gesetzte Film durch die zu langen Live-Einschübe einfach zu zerrissen wirkt, um den Zuschauer wirklich zu packen. Doppelt bitter ist noch dazu, dass die Handlung letztlich viel zu viele Antworten schuldig bleibt. Was soll das Ganze, mal abgesehen davon, dass Beides für sich genommen toll ausschaut? Man weiß es nicht genau. Auch hätte man sich im Bonus-Teil gewünscht, dass es die Option gäbe sich den reinen Spielfilm am Stück ansehen zu können. Da ist es auch vergebene Liebesmüh, dass man beim Konzert hautnah dabei ist, wenn sich James Hetfield über ein ausfallendes Mikrofon echauffiert, Kirk Hammett im Fotograben auf Tuchfühlung zu den Fans geht und zum Ende hin die Bühnenkonstruktion beinahe in Schutt und Asche gelegt wird. Das sieht wie bereits erwähnt alles sensationell aus, wurde aber scheinbar nicht in letzter Konsequenz zu Ende gedacht und hinterlässt somit einen zwiespältigen Eindruck. Die Fans werden sich "Through the Never" sicherlich wenigstens einmal interessiert ansehen, zum Dauerläufer dürfte dieser Film-Zwitter aber bei den Wenigstens werden, da einfach zu viel Potential verschenkt (und zu viel Geld verbrannt) wurde.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de