Mercenary „Metamorphosis“ / VÖ 25.02.2011

 

 

 

Ein gutes Jahr lang haben sich Aalborg’s Finest Mercenary in ihre eigene kleine Seifenblase zurückgezogen und nicht nur den Ausstieg von gleich drei langjährigen Mitgliedern zu kompensieren versucht, sondern in dieser Zeit auch „Metamorphosis“ komponiert und eingespielt. Dass das sechste Album zugleich das mit Abstand wichtigste der Bandgeschichte werden würde, war allen Beteiligten von vorn herein klar.

 

Angesichts dieses nicht zu leugnenden Drucks haben sich die Dänen beachtlich aus der Affäre gezogen und dabei einen Ritt auf der Rasierklinge gemeistert. Bleibt man den alten Trademarks treu? Nutzt man den radikalen Besetzungswechsel auch zu einer klanglichen Runderneuerung? Keine dieser Fragen kann eindeutig mit Ja oder Nein beantwortet werden, aber es ist unbestritten, dass Mercenary das absolut Beste aus Neu und Alt miteinander verbunden und auf diesem Album homogen zusammengefasst haben. Dass Rene Pedersen nicht nur ein netter Kerl, sondern auch ein ziemlich guter Sänger (in allen Bereichen) ist, wusste vorher vermutlich nicht jeder, was der bullige Bassist auf „Metamophosis“ jedoch abliefert, ist aller Ehren wert. Bedenkt man, dass er neben seinen gewohnten Grunts und Scream inzwischen auch den Klargesang übernimmt, kann man vor seiner Leistung nur den Hut ziehen. Zusätzliches Plus: Da Pedersen auch kurze Ausflüge in höhere Stimmregionen nicht zu scheuen braucht, vermisst man den ausgestiegenen Mikkel Sandagar im Klangbild nicht ganz so sehr wie mancher vielleicht befürchtet hatte.

Die Einschätzung, dass Mercenary mit diesem Album noch mal deutlich härter geworden wäre wie mancherorts behauptet wird, kann ich nicht teilen. Wer den Vorgänger „Architect of Lies“ aufmerksam angehört hat („Execution Style“, „The Endless Fall“) weiß schon ungefähr woher der Wind weht. Die Ursache für diese Wahrnehmung ist vermutlich, dass die Keyboards dosierter als in der Vergangenheit eingesetzt werden, als man noch einen konstanten Tastenmann im Boot hatte. Dafür gibt es inzwischen noch mehr Riffs zu hören („On the Edge of Sanity“) und natürlich den gewohnt sicheren Umgang mit großen Höhepunkten, die quasi jeden Song zu einem zeitgemäßen Melodic Death-Sahnestück machen. So weisen zwar „In a River of Madness“ (Piano-Geisterstunde) und „Black Brigade“ (rotzig gesungene Strophen) ungewohnte Elemente auf, die Tatsache, dass die Seele von Mercenary darunter aber genauso wenig leidet wie bei den recht typischen „The Follower“ und „Through the Eyes of the Devil“, lässt die Frage nach der musikalischen Integrität gar nicht erst aufkommen.

 

Unbestritten: „Metamorphosis“ klingt erwartungsgemäß anders als seine drei Vorgänger, die allesamt zum niederknien waren. Dafür sorgen schon allein die Texte, in denen neuerdings eine sehr persönliche, autobiografische Note mitschwingt. Für mich gehören Mercenary auch in der „Version 2011“  zu den Großen im Genre und müssen den Vergleich mit keinem Konkurrenten fürchten. Das hier ist nicht mehr und nicht weniger als ein richtig starkes Album einer Band, die eine neue innere Ruhe gefunden hat und dafür nach außen hin einen Orkan entfacht. Einen aus Hits mit Durchschlagskraft.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.02.2011