Mercenary „Architect of Lies“ / VÖ 22.03.2008

 

 

Manche Bands müssen nicht zu jedem Album ihren kompletten Stil ändern, um für Fans uns Fachpresse ein dennoch interessantes Album abzuliefern. Dabei reden wir keinesfalls vom AC/DC-Symptom, sondern von Bands, deren grobe Marschrichtung zwar erhalten bleibt, die aber dennoch immer wieder für interessante Facetten sorgen.

 

Ihr habt es längst erraten: Auch auf die Dänen Mercenary trifft diese Beschreibung zu. So wird „Architect of Lies“ keinen Fan vor den Kopf stoßen, aber sicher auch nicht entsetzt aufschrecken lassen. Mercenary machen auf dem „The Hours that Remain“-Nachfolger vielmehr das, was sie mit Abstand am besten können: Sie kombinieren Power, Death und Prog Metal, garnieren das Ganze mit handwerklichem Können, unwiderstehlichen Melodielinien, lyrischer Düsternis und einem Sänger, der zur Eliteklasse der modernen Metal-Stimmen gezählt werden darf und muss. Auf „Architect of Lies“ liefert Mikkel Sandager dann auch nicht nur die beste Gesangsleistung seiner bisherigen Karriere ab, sondern er hat mit dem kurz nach Fertigstellung des letzten Albums ins Boot gekommenen Rene Pedersen auch einen Bruder im Geiste gefunden, der ihm die Screams und Shouts abnimmt. Damit bringt selbiger Neuzugang unweigerlich eine neue Facette in den Sound der Band ein, der zuvor etwa auf „11 Dreams“ und „Everblack“ noch von dessen nur gruntenden Vorgänger Kral an Mikkels Seite mitgeprägt wurde. Die Handschrift des breitschuldrigen Thrashers finden sich dann auch auf der musikalischen Ebene dieses Albums wieder, etwa auf dem wüsten „Execution Style“. Natürlich dürfen auch die potentiellen Nachfolger für die Überlänge-Hits der beiden Vorgänger nicht hinten runter fallen, doch dem wirken die Dänen souverän mit Leckerbissen der Marke „I am Lies“, „New Desire“, dem Bonustrack „Death Connection“ oder dem melancholisch-metallischen „Isolation“ entgegen.

 

Langsam aber sicher sollten wir Angst oder zumindest weiter steigenden Respekt vor unseren Nachbarn im Norden haben, denn Dänemark ist drauf und dran zur nächsten großen Kraft im europäischen Metalzirkus zu mausern. Oder sind die das nicht sogar schon heimlich geworden? Falls dem so ist, so haben Mercenary einen großen Anteil an dieser Entwicklung, die mit „Architect of Lies“ noch einmal an Tempo zunehmen wird. Vielleicht tendiere ich mittlerweile zum Größenwahn oder Gigantismus, aber auch nach dem gefühlten 120. Durchlauf kann ich nur zu einer Beschreibung für diese Platte kommen: Wenn dieses Brett von der Leine gelassen wird, dann legen sogar die Engel ihre Harfe beiseite und schmeißen den Haarrotor an. Album des Jahres – Ende der Durchsage.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 18.03.2008