Mely „Portrait Of A Porcelain Doll” / VÖ 03.04.2009

 

 

Das Portrait einer Porzellanpuppe? Mir schwant Übles, als ich mir die neue Scheibe von Mely zu Gemüte führe. Der Promowisch redet irgendwas von Gothic Metal, die Liedernamen lassen auf Klischeezitate allererster Güte schließen.

 

Ganz so schlimm ist es dann aber Gott sei Dank auch nicht. Mely grasen zwar jedes triste Klischee des Gothic Metal eindrucksvoll ab und sonderlich einfallsreich ist die Musik auch nicht, aber dennoch ist „Portrait Of A Porcelain Doll“ nicht schlecht. Der Opener „Of Doubts And Fears“ kommt zwar sehr verhalten daher, aber positiv finde ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich die Band den Einsatz einer Trällerelse schenkt und stattdessen auf klare, männliche Vocals setzt. Andreas Mataln hat dabei eine recht nette Stimme, gefühlsvolles Singen beherrscht er sicher. Die Musik selbst bewegt sich in ruhigeren Metalgefilden, phasenweise wird’s rockiger – aber alles in Maßen. Letzteres ist dann auch mein Kritikpunkt. Musikalisch bewegen sich Mely immer nur „in Maßen“, es gibt leider keinerlei nennenswerte Ausbrüche in härtere Richtungen, so dass das Album zwar nett, aber recht gleichförmig aufgebaut ist. Egal, ob ich dabei nun „Sweet Six Feet“, „Don´t Wake The Sleeping Dog“ oder sonst was wähle: Die Lieder sind prinzipiell nicht schlecht, zumindest durchschnittlich, aber die Tatsache, dass sie sich im ähnlichen Temporegionen bewegen, raubt diesem Album Dynamik, macht es gleichförmiger. Dabei sollte gerade gothischer Metal von seinen Emotionen und einer daraus resultierenden Dynamik leben. Genau das passiert hier nicht so recht. Wer allerdings Alben der ruhigen Gattung sucht, die auch sehr kitschig einher kommen dürfen, könnte mit der neuen Mely Scheibe etwas anfangen.

 

Christian Stiewe -  www.sounds2move.de / 01.05.2009