Megadeth „Th1rt3en“ / VÖ 28.10.2011

 

 

Grundsätzlich kann Quervergleichen innerhalb einer Banddiskographie schon eine gewisse Aussagekraft innewohnen, aber ewig den „Rust in Peace“-Zeiten von Megadeth nachzutrauern scheint mir reichlich sinnlos zu sein. Es müsste eigentlich klar sein, dass man beispielsweise ein Album, das in den 90ern erschien und das man seither geliebt und tausendmal gehört hat, nicht so ohne Weiteres in Bezug auf die Qualität mit einer gerade erschienenen Scheibe vergleichen kann. Man hat allein schon eine ganz andere emotionale Bindung zum Klassiker. Stattdessen will ich mich deshalb darum bemühen, Megadaves neusten Streich auf´s Hier und Jetzt bezogen zu betrachten. Wobei es zu sagen gilt, – so viel Bezug auf die Diskographie sei erlaubt – dass „Th1rt3en“ im Vergleich zu den direkten Vorgängern den Fuß wieder etwas vom Gaspedal nimmt. Das äußert sich zum Beispiel und vor allem dadurch, dass es nur noch vereinzelt Passagen mit Thrashbeat gibt.  Manche werden damit keine Mühe haben; wie etwa jene, die auch mit dem 1997 erschienenen „Cryptic Writings“ noch etwas anfangen konnten. Andere wiederum werden nach „Endgame“, welches das wohl schnellste und härteste Megadeth-Album im neuen Jahrtausend darstellt, einen „Rückschritt“ befürchten. Letzteren kann beruhigend gesagt werden: Megadeth haben sich zwar mit „Th1rt3en“ wieder mehr in Richtung Heavy Metal bewegt, allerdings ist das Album immer noch schneller als beispielsweise das schon angesprochene, angenehm experimentierfreudige „Cryptic Writings“.

 

„Th1rt3en“ ist trotz des verminderten Tempos unter dem Strich ein gutes Heavy-Metal-Album mit einzelnen Speed- und Thrash-Metal-Anleihen geworden. Zur Frage, ob wir damit nun tatsächlich das letzte Megadeth-Werk in den Händen halten: „Th1rt3en“ ist zwar gut genug, um bei mir die Lust auf ein weiteres Album nicht völlig abzutöten, aber leider zu wenig mitreißend, um ein echtes Verlangen nach einem solchen zu wecken. Aber wer weiß, was Megadave auf einem allfälligen vierzehnten Studioalbum noch aus dem Hut zaubern könnte ...

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 07.11.2011