Megadeth “Endgame“ / VÖ 11.09.2009

 

 

Ja, ja, der gute alte Megadave... stolze 48 Jahre hat er nun schon auf dem Buckel, was ihn zum Glück nicht daran hindert, zu einem weiteren Schlag in die Gehörgänge der Thrash-Freunde und ins Gesicht der US-Regierung auszuholen. Und so steht uns nun das bereits zwölfte Studio-Langeisen der Bay Area-Thrasher ins Haus. Wie der Titel bereits andeutet: „Endgame“ ist vertonte Apokalypse!

 

Das stürmische Intro legt gleich ein ordentliches Tempo vor und lässt keinen Zweifel: Megadave ist mächtig böse und will es noch einmal wissen! In „This day we fight!“ machen Gitarrengott Dave Mustaine und seine Mitstreiter deshalb genau das, was sie am besten können: den Thrash-Hammer auspacken! Schnelle Riffs fliegen uns wie Rasierklingen aus den Boxen entgegen, durch kurze Solo-Einsprengsel der Marke Mustaine bekommt der Cocktail die nötige Würze. Mit „44 Minutes“ wird uns dann erstmals eine Verschnaufpause in diesem endzeitlichen Sturm gewährt. Das mehrheitlich von Mid-Tempo dominierte, mit kurzen Doublebass-Geschossen durchsetzte Lied schlägt in eine ähnliche Kerbe wie „1'320“ und „Bite the hand that feeds“. Letzteres überzeugt durch eine melodiös-beschwingte Liedstruktur. In „6“ schließlich wechseln sich groovige mit stampfenden Parts ab, treibende Heavy Metal-Riffs peitschen den Song voran. Ein richtig fettes Solo, das kurzzeitig sogar zum zweistimmigen Duett wird, führt uns in ein kurzes Breakdown, nach dem das Gewitter wieder losbricht – ein Hagel aus Thrashbeat und messerscharfen Riffs. „7“ legt los wie ein verkümmerndes Lüftchen, um nach einem Drittel richtig loszulegen. Hier zeigen sich Mustaine und seine Mannen ganz in der US-Tradition und brettern mit Speed / Power Metal-Tempo durch die menschenleere Prärie. Passend zur Grundstimmung die Megadave'schen Prophezeiungen: „Welcome to the new world order“, „This is the end of the world“.    

  

Das Lied mit dem wohl kryptischsten Titel des Albums, „8“, lässt uns mit seinem von Akustik getragenen Intro ein weiteres Mal tief durchatmen, dazu beglückt uns Dave mit seinen immer noch eher zweifelhaften Gesangskünsten. Kurz darauf reiten die vier apokalyptischen Thrasher schon wieder aus, auf „galoppierenden“ Powermetal-Licks. In „9“ lautet die Devise dann noch einmal „Thrash 'em all“, denn der mitreißende, knallharte Thrashbeat zum Auftakt dominiert das gesamte Lied, das in einem wilden Solo seinen Abschluss findet. Dem „Spannungsbogen“ von „11“ mangelt es leider bedenklich an Spannung. Zum Glück schalten Mustaine und seine Mannen dann etwa in der Liedhälfte einen Gang höher und kredenzen uns einen flotten, von wilden Leads getragenen Up-Tempo-Abgang.

 

„Endgame“ ist nichts anderes als die konsequente Weiterentwicklung der drei direkten Vorgängeralben. Nach dem kommerziell wenig erfolgreichen Pop-Experiment „Risk“ von 1999 beschreiten sie alle den Weg, den Megadeth spätestens mit „The World Needs A Hero“ 2001 eingeschlagen hat: Im neuen Millennium erschafft die Band konsequent Hybriden aus Heavy Metal und Thrash. Nicht nur musikalisch, sondern auch textlich herrscht Kontinuität, denn Mister Mustaine nennt die Dinge auch auf „Endgame“ beim Namen. Nichts gegen Poesie, aber so viel Direktheit tut ab und zu einfach auch gut. Ach übrigens, muss ich überhaupt erwähnen, dass sich Dave Mustaine und Andy Sneap an Mischpult und Computer wieder einmal keine Blöße gegeben haben? Bei „Endgame“ dürfen getrost auch jene wieder einmal ein Ohr riskieren, die sich spätestens nach „Risk“ enttäuscht von der Band abgewendet haben, denn m.E. sind Megadeth 2009 so thrashig wie noch nie im neuen Jahrtausend. Bleibt nur zu hoffen, dass „Endgame“ noch nicht das Endspiel von unser aller Lieblings-Dave und seiner Band ist.

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 12.09.2009