Maxïmo Park "Our Earthly Pleasures" / VÖ 30.30.2007

Mit "Our Earthly Pleasures" haben Maxïmo Park es geschafft ein Album aufzunehmen, das niemand nicht-mögen kann. Es ist nah genug am Debüt "A Certain Trigger", um keine alten Fans zu bitter zu enttäuschen und doch weit genug davon entfernt, so dass ihnen auch niemand vorwerfen kann sich nicht verändert zu haben. Und verändert haben sie sich gewaltig: Insgesamt präsentieren sich Maxïmo Park um ein vieles ruhiger und aufs Songwriting-konzentrierter. Mit Track Nummer 1, dem eingängigen "Girls who play guitars" und dem darauffolgenden "Our Velocity" führen uns Maxïmo Park aufs Glatteis. Die beiden Songs erinnern noch stark an das Debüt. Die 1. Single "Our Velocity" könnte das "Apply Some Pressure" von "Our Earthly Pleasures" werden. Der Ausrutscher des Albums, "A Fortnight's Time", schließt eben so noch an diese Periode ein. Sein aufdringliches Keyboardgequäke will nicht recht in den Kontext des Werk passen. Es klingt gar zwanghaft tanzbar gemacht.

Spätestens mit "Books From Boxes" zeigt sich aber wie sehr sich die Band weiterentwickelt hat. Gerade nach den ersten Krachern wirkt der Song erfrischend, entspannt-simpel und auf das Wesentliche reduziert. "Russian Literature" klingt ganz anders als alles, was Maxïmo Park je gemacht haben. Das eröffnende Piano lässt noch auf eine langsame Ballade schließen, so bald die Keyboards einsetzen, wird schnell klar, dass die Band bereit für Experimente war. Heftige Dissonanzen zwischen dem fast aggressiven Klavier und der sonst so zerbrechlichen Songstruktur wecken Erinnerungen an Gang Of Four. In "Karaoke Plays" steigert sich die spürbare Melancholie von Hörduchgang zu Hördurchgang bis hin zur puren Verzweiflung. "Your Urge" beweist mit seinem hervorragenden Songwriting, dass sich hinter Paul Smith ein wahrer Poet versteckt.

Bei "The Unshockable" komme ich nich umhin ein wenig an die neuen Bloc Party zu denken. Nicht nur die Art des Instrumenteneinsatzes, auch Pauls Gesang nimmt stellenweise sehr Kele-esque Züge an. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es zwischen den beiden Vorreitern der British New New Wave: Wie Bloc Party haben Maxïmo Park nach einem viel gehypten Debüt eine zweite Platte gemacht, mit der so keiner gerechnet hätte und die so viel länger braucht, um sie vollständig zu erschließen.

Katrin Reichwein – www.sounds2move.de / 16.03.2007