Matt Roehr „Barra Da Tijuca“ / VÖ 26.10.2007

 

 

Des Kaisers neues Klangbild – So oder so ähnlich könnte man den Soloerstling von Matt Röhr alias Gonzo - als Gitarrist der Böhsen Onkelz zur deutschen Rocklegende geworden - umschreiben. Denn der Frankfurter Bub hat sich musikalisch nicht nur (wie angekündigt) weit von seiner ehemaligen Band entfernt, sondern er ist auch der erste des Quartetts, der seine musikalische Kreativität in derart konkrete Formen gießen konnte.

 

Vom Straßen-Punk der Anfangstage oder dem energischen Weltverbesserer-Rock der späten Onkelz hat sich der mittlerweile in Uruguay heimisch gewordene Gitarrist komplett verabschiedet. Statt dessen regiert auf „Barra da Tijuca“ eine Art Mixtur aus Weltmusik, Jazz, Funk und Blues, bei welcher sich der Neu-Südamerikaner nach allen Regeln der Kunst austoben kann, wie etwa in „Hasta Un Cualquier Dia“. Verweise in die Vergangenheit des Bandkopfes muss man dabei ebenso mit der Lupe suchen wie irgendwelche Anbiederungen an aktuelle Trends und angesagte Klangstilistiken. Viel mehr zeigen Nummern wie „Best Day of my Life“, dass Matt Roehr als gestandener, erfolgsverwöhnter Musiker frei und ungezwungen seinen musikalischen Vorlieben und Visionen frönen kann. Dabei kommt mit Charlie Huhn nicht nur ein Hardrock-kompatibler Sänger zum Zuge, sondern auch für südamerikanische Nuance wie etwa exotische Percussions gib es Platz auf diesem Album mit internationalem Flair. „Barra da Tijuca“ lebt dabei von seiner Spielfreude und Spontaneität, hat aber auch einen kleinen Haken: Die absoluten Überhits kann man nicht ausmachen. Allerdings hat der Hauptprotagonist in Sachen Hymnen schon vor seiner Solokarriere ausgesorgt, welche man jetzt mehr als Kür, denn als Pflicht sehen sollte. Denn um erneut vor Zehntausenden zu spielen ist die „neue“ Musik des Gitarristen vermutlich nicht gemacht. Anderseits kann man dieses Album – im positiven Sinne – wunderbar nebenbei hören. Schlicht ausgedrückt einfach ein reifes Album, das aus der Feder eines gestandenen Musikers stammt.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 06.11.2007