Martin Orford "The Old Road" / VÖ 07.11.2008

 

 

Der Alleingang des ehemaligen IQ-Keyboarders Martin Orford (der hier im Übrigen nicht nur die Tasten bedient, sondern auch einen Teil der Gitarren- und Gesangsspuren selbst übernommen hat) führt über "The Old Road". Das ist im Grunde jene Straße, die zum Teil IQ, vor allem aber die etwa zur gleichen Zeit gestarteten Weggefährten von Marillion zwischenzeitlich zu Gunsten eines spannenden stilistischen Querfeldeinkurses verlassen haben. Und auf diesen Weg hat der Brite ganz bewusst zurück gefunden, wie er im Booklet ausgiebig erklärt. Somit findet man auf "The Old Road" auch klassischen Progrock (des Umstands, dass dies an sich ein paradoxes Wortgebilde ist, bin ich mir bewusst) in Reinkultur. Unterstützt von vielen illustren Gästen, wie etwa den Spock's Beard-Recken Nick D'Virgilio und Dave Meros oder Arena-Gitarrist John Mitchell, hat Martin Orford eingängige und dennoch mit spieltechnischen Raffinessen versehene Songs vorrangig positiver Ausstrahlung auf diese Scheibe gebannt, die fast so etwas wie ein kleines Stück Eskapismus in Richtung der "goldenen Ära" der Musik ist (was auch der Text des Titellieds nahe legt).

 

Über den heutigen Zustand der Musikindustrie ist der Multiinstrumentalist hingegen so enttäuscht, dass er sich nun aus dem Geschäft zurück zu ziehen gedenkt. Und obwohl er die (auch für meinen Geschmack zumindest in dem Ausmaß, das sie erreicht hat, durchaus zweifelhafte) Kultur der Downloads und "freien Musik" im Abschlusstrack "Endgame" etwas arg theatralisch kritisiert, erweist sich der Abgang Orfords nicht zuletzt auch durch dieses Album als echter Verlust. Denn zumindest Retro-Freaks werden mit diesem Werk voller stilistisch konservativer aber songwritingtechnisch hochklassiger Songs bestens bedient.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 22.11.2008