Marilyn Manson "The Pale Emperor" / VÖ 16.01.2015

 

 

 

Neues Jahr, neue Platten und mit dem inzwischen neunten Marilyn Manson-Langspieler direkt auch ein Schwergewicht zum Warmwerden. 2015 hätte schlechter starten können - ein Eindruck, der sich nach dem ersten Herantasten an "The Pale Emperor" noch verstärkt. Das Teil macht einem den Einstieg nämlich überraschend einfach, wenngleich sich Manson keinesfalls in Anbiederung oder dergleichen ergeht, sondern die Songs schlicht und ergreifend einfach mal ziemlich cool sind.

 

Nüchtern und kurz zusammengefasst ist "The Pale Emperor" wohl das beste Album, das Brian Warner seit Jahren zustande gebracht hat. Gründe dafür gibt es viele, nicht nur den erwähnten guten ersten Eindruck. Da wäre die Tatsache, dass mit "Deep Six" endlich mal wieder ein richtiger Rocker mit angenehmer Härte und schmissigem Groove präsentiert wird. Dass der verführerische Hit "Third Day of a Seven Day Binge" sich so schön ins Ohr schleicht. Oder dass "Birds of Hell awaiting" genau die feine Spur verstörender Verschrobenheit transportiert, die der Titel suggeriert. Hingegen ist "The Mephistopheles of Los Angeles" nicht nur eine astreine Anspielung auf Goethes "Faust", sondern auch ein klarer Fall von düsterer, rockiger Hypnose im allerbesten Sinne. Neben der durchgehend hohen Qualität und der Tatsache, dass Marilyn Manson kreativ wohl schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so aus den Vollen schöpfen konnte, ist vor allem bemerkenswert, dass der Schockrocker den Blues für sich entdeckt zu haben scheint ("Killing Strangers") und diesen wie selbstverständlich in seine neuen Kompositionen mit einfließen lässt. Das bringt Tiefe und Wärme, gibt der Scheibe außerdem einen zusätzlichen Schub und ist zudem einer gewissen Extravaganz zuträglich, die glücklicherweise eher unaufdringlich im Hintergrund oszilliert und einem nicht mit dem Holzhammer aufgezwungen wird. Dadurch ist "The Pale Emperor" düster, ohne depressiv zu sein, souverän, ohne kalkuliert zu wirken und packend, ohne es darauf anzulegen. Wenn Manson es jetzt noch schafft, endlich mal wieder ein richtig gutes Artwork an den Start zu bringen, dürfen wir endgültig zum kollektiven Hofknicks ansetzen. Die Idee und den künstlerischen Aspekt in Ehren, aber dieses Cover sieht echt beschissen aus. Nur gut, dass dafür der Albumtitel vom blassen Kaiser ein Volltreffer ist - und damit der Musik gerecht wird.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de