Marilyn Manson „The High End of Low“ / VÖ 22.05.2009

 

 

 

Vermutlich wird es Mr. Manson im Nachhinein selbst wissen: Sein letztes Album “Eat Me, drink Me” war kein wirklich großer Wurf. Maximal zwei gute Songs fanden sich auf dem letzen Album – zu wenig für einen mittlerweile nur noch nebenbei für seine Musik in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Yellow-Press-Rockstar wie Marilyn Manson.

 

Seit letztem Jahr macht der Mann aber endlich auch wieder vermehrt Schlagzeilen aufgrund musikalischer Entwicklungen, genauer gesagt wegen etwaiger Verpflichtungen für seine Backing Band. Im Spätsommer 2008 ging ein Raunen durch den Blätterwald, als man Wes Borland (Black Light Burns) als neuen Tourgitarristen vorstellte. Inzwischen macht dieser zwar (mal wieder) einen Reunion-Versuch mit Limp Bizkit Egomane Fred Durst und blickt auf ein nur kurzes Gastspiel zurück, aber dafür ist eine bei den Fans weitaus geschätztere Person in die Band zurück gekehrt, nämlich Saitenmann Twiggy Ramirez, ein langjähriger Kompositionspartners Mansons, der 2002 ausgestiegen war. Dass das Publikum nicht nur aus Nostalgiegründen über dessen Rückkehr erfreut sein kann, lässt „The High End of Low“ schnell erkennen. Denn man hat sich zwar nicht vollständig vom schweren und etwas sperrigen Sound des Vorgängers verabschiedet, aber es sind mittlerweile nicht nur wieder weitaus spannendere Songideen zu finden, sondern auch die Anzahl der Gewinnlose in der Lotterietrommel ist wieder merklich angestiegen. „Leave a Scar“ etwa ist eine richtig coole Nummer mit Southern Rock-Schlagseite. Noch mehr nach wilder Westen klingt die aufs allernötigste reduzierte Lagerfeuernummmer „Four Rusted Horses“, das die wunderbare Textzeile „Everybody come to my funeral to make sure that I stay dead“ enthält. Auch die beiden vorab ausgekoppelten Stücke „We’re from America“ (Tanzflächenfüller!) und „Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon“ (vor allem der enthaltene Remix macht Laune) sind feinster Stoff und um Längen besser als alles, was auf „Eat me, drink me“ zu finden war. Auch hat Manson scheinbar seinen lyrischen Biss wieder gefunden, was sich in einigen sehr gelungenen Metaphern oder auch bisweilen recht plakativen Text-Stinkefingern artikuliert. Ein Schippchen mehr Härte wäre mir zwar recht gewesen, aber auch so bin ich positiv überrascht von diesem Album.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 21.05.2009