Marilyn Manson "Personal Jesus" - Plattenkritik / VÖ 20.09.2004

Zugegeben. "Personal Jesus" ist einer der wenigen Depeche-Mode-Songs, mit dem ich mich nie so recht anfreunden konnte. Entsprechend skeptisch erschien mir deshalb der neuste Streich von Marilyn Manson, ausgerechnet "Personal Jesus zu covern. Doch wie bereits mit "Sweet Dreams (are made of these)" der Eurythmics und "Tainted Love" (Soft Cell), so hat es Marilyn Manson auch mit "Personal Jesus" wieder geschafft, ein längst abgehalftertes Stück zu neuem Leben zu erwecken.

Mansons "Personal Jesus" als Vorbote des neuen Albums ist straight und geht ohne Schnörkel gewohnt brachial direkt ins Ohr und die Beine. Ohne dem Song sein ursprüngliches Gerüst zu nehmen und es völlig zu entfremden, verleiht Schockrock-Altmeister Marilyn Manson "Personal Jesus" seinen ganz eigenen Industrialglamrock-Stil, natürlich nicht, ohne dem Ganzen die gewohnt moralisch fragwürdige Komponente einzuhauchen. Zu "Personal Jesus" gibt es, und auch das ist man bei Marilyn Manson fast schon gewohnt, ein aufwendiges Video, in dem sich Herr Manson auch diesmal in neuem Gewand präsentiert. Wer spätestens nach "Tainted Love" meinte, Marilyn Manson hätte mit seinem Aufstieg in den Mainstream seinen Schaffenshöhepunkt erreicht, wird mit "Personal Jesus" eines Besseren belehrt.

Zehn Jahre nach "Portrait Of An American Family", nach dem "Antichrist Superstar" und "Mechanical Animals", nach "Holy Wood" und "The Golden Age Of Grotesque", den erfolgreichen Remakes von "Sweet Dreams (are made of these)" und "Tainted Love" nun also "Personal Jesus". Die wundersame Metamorphose des Brian Warners alias Marilyn Manson alias Personal Jesus geht weiter. Der dunkle Herbst kann gern kommen, der "Personal Jesus" ist ja da.

Christine Schams - www.sounds2move.de / 19.09.2004